Dennoch gelang es ihm, seine Oper ohne wesentliche Eingriffe in die Dramaturgie Victor Hugos 1851 zu einer umjubelten Premiere zu führen. Nach der beispiellosen Erfolgsgeschichte der Oper, die bis heute international zu den meistgespielten Werken des Repertoires zählt, ist es nicht so einfach, ihr eigentliches Skandalon noch zu entdecken. Manches deutet darauf hin, dass diese Radikalität in einer beispiellosen Absage an die Idee eines Subjekts der Geschichte besteht.
Der Herrscher ist ein jugendlicher Libertin, der nur dem Rausch und dem Vergnügen lebt, während er sich als politisches Subjekt von seinem Hofnarren vertreten lässt, der an seinem Hof ein Terrorregime führt. Das Scheitern zentraler Forderungen der Französischen Revolution („Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“), der Aufstieg und Fall Napoleons, die aus der Juli-Revolution hervorgegangene neue kapitalistische Machtelite und deren Korruption, all das bündelt Hugo im Zerrspiegel seines Dramas zu einem finsteren Endspiel, in dem Geschichte zur Groteske erstarrt. Statt des Tyrannen mordet die Revolution in der Gestalt eines Narren ihre eigenen Kinder.
Mit Giuseppe Verdis Meisterwerk Rigoletto beschließt die Oper Stuttgart den Premierenreigen der Spielzeit 2015/16. Das Produktionsteam, bestehend aus Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling (Musikalische Leitung), Jossi Wieler und Sergio Morabito (Regie), Bert Neumann (Bühnenbild), Nina von Mechow (Kostüme) und Lothar Baumgarte (Licht), hatte in Stuttgart zuletzt den preisgekrönten Schönberg/Janáček-Doppelabend Die glückliche Hand/Schicksal (2011/12) und Tristan und Isolde (2013/14) gemeinsam erarbeitet. Bert Neumann erhielt im April den Hein-Heckroth-Preis für Bühnenbild 2015; der vom Land Hessen, der Stadt Gießen und der Hein-Heckroth-Gesellschaft vergebene Preis wird alle zwei Jahre an „herausragende Künstler und Bühnenbildner, die die Auseinandersetzung mit der bildenden Kunst kreativ in ihre Arbeiten einfließen lassen“, verliehen.
Musikalische Leitung Sylvain Cambreling
Regie und Dramaturgie Jossi Wieler, Sergio Morabito
Bühne Bert Neumann
Kostüme Nina von Mechow
Licht Lothar Baumgarte
Chor Johannes Knecht
Herzog von Mantua Atalla Ayan
Rigoletto Markus Marquardt
Gilda Ana Durlovski
Graf von Monterone Roland Bracht
Graf von Ceprano Eric Ander
Gräfin von Ceprano Karin Torbjörnsdóttir
Marullo Ashley David Prewett
Borsa Daniel Kluge
Sparafucile Liang Li
Maddalena Anaïk Morel
Giovanna Carmen Mammoser
Page Thembinkosi Mgetyengana
Staatsopernchor Stuttgart
Staatsorchester Stuttgart
Weitere Vorstellungen: 1. | 6. | 10. | 15. | 18. Juli 2015
Begleitveranstaltungen zu Rigoletto
Nach(t)gespräche Mittwoch, 1. Juli 2015, Mittwoch, 15. Juli 2015
Das Produktionsteam beantwortet im Anschluss an die Vorstellung Fragen der Zuschauer.
Einführung vor jeder Vorstellung Eine Einführung findet vor jeder Vorstellung jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Opernhaus, Foyer I. Rang statt.
Karten über www.oper-stuttgart.de/rigoletto , Kartentelefon: 0711.20 20 90, und an der Abendkasse.