Es entspinnt sich ein Kräftemessen zwischen Gut und Böse, politische und private Welten verweben sich miteinander.
„Teseo“ dokumentiert Händels einzigen Versuch, italienische und französische Operntraditionen zu vereinen. Das Werk stand nach der Londoner Uraufführung 1713 erst 244 Jahre später wieder auf einem Spielplan, nämlich bei den Göttinger Händelfestspielen, und ist bis heute auf europäischen Bühnen kaum präsent.
Die selten gespielte Barockoper ist in Stuttgart mit drei Countertenören besetzt und hat unter der musikalischen Leitung von Konrad Junghänel Premiere. Für die Choreographie zeichnet Demis Volpi, Mitglied des Stuttgarter Balletts, verantwortlich. Die Produktion wird durch den SWR2 und das Deutschlandradio Kultur mitgeschnitten und beim Carus Verlag auf CD erscheinen.
In der Titelpartie gibt Franco Fagioli sein Staatsopern-Debüt. Der Argentinier wurde in Händel-Partien u.a. am Opernhaus Zürich, am Théâtre des Champs-Elysées in Paris und bei den Händelfestspielen in Karlsruhe gefeiert. Der mehrfach ausgezeichnete Matthias Rexroth kehrt als Arcane an die Staatsoper zurück. Das Trio vervollständigt Altus Kai Wessel als Egeo; in Stuttgart war er bereits in „Actus tragicus“ zu hören.
Für Regisseur Igor Bauersima geht es im „Teseo“ nur „vordergründig um ein simples Liebesdrama“. Er beleuchtet vor allem die in der Oper thematisierten Machtmechanismen: „Man kann in der damaligen Zeit des barocken Theaters viele Parallelen zum Heute sehen. Die politische Dimension kommt durch den Erfinder der Republik, Teseo, ins Spiel: Er gibt sämtliche Macht an den Bürger, entlässt ihn in die Freiheit und reduziert den Staatsapparat zum Beschützer dieser Freiheit. Heute, wo Politiker weltweit immer willkürlicher agieren, wo die Konzepte „Demokratie“ und „Republik“ ständig verwechselt werden und Freiheit für viele nur noch ein Fremdwort ist, wird die Erinnerung an Teseo immer dringlicher.“
Was die Folgen von Macht(missbrauch) für Gesellschaften bedeuten können, prognostiziert Bauersima im Bühnenbild: Es evoziert mittels Videoprojektion (Georg Lendorff) eine endzeitliche Welt mit Science-Fiction-Anleihen einer „nicht allzu fernen Zukunft“.
Dramma tragico in fünf Akten
Text von Niccolò Francesco Haym, nach Phillipe Quinault
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Konrad Junghänel
Regie und Bühne Igor Bauersima
Kostüme Johanna Lakner
Choreographie Demis Volpi
Video Georg Lendorff
Licht Reinhard Traub
Dramaturgie Angela Beuerle
Teseo Franco Fagioli / Jacek Laszczkowski
Agilea Jutta Böhnert
Medea Helene Schneiderman
Egeo Kai Wessel
Clizia Olga Polyakova
Arcane Matthias Rexroth
Weitere Aufführungen: 6., 10., 13., 22., und 30. Mai, 9., 13. und 26. Juni,
1., 8., und 18. Juli 2009