Volksgesang und Kunstmusik werden hier in merkwürdiger Weise verschmolzen. Katharina Kammerloher (Mezzosopran), Arttu Kataja (Bariton) und Eric Schneider (Klavier) geben einen bewegenden Einblick in die unschuldigste Gestalt der Melodie, die den Hörer aber ganz unmittelbar ergreift. Gegensätzliche Energien lassen Misch- und Spaltklänge erahnen. So lässt Katharina Kammerloher das "Lob des hohen Verstands" mit kontrapunktischen Finessen erklingen.
Und auch die weiteren Lieder "Ablösung im Sommer", "Um schlimme Kinder artig zu machen", "Verlor'ne Müh'!", "Wer hat dies Liedlein erdacht?!" sowie "Aus! Aus!" beeindrucken in der Interpretation durch Katharina Kammerloher mit klangfarblichen Finessen und berührender Ausdruckskraft. Auch die Neuordnung der Tonalität lässt sich bei dieser insgesamt gelungenen Aufnahme nachvollziehen. Bei "Ablösung im Sommer" besteht sogar eine geheimnisvolle Verbindung zum Scherzo von Mahlers dritter Sinfonie. Und bei "Verlor'ne Müh'" wird die geradezu aufdringliche Werbung des Mädchens um den Burschen karikiert. Kantilenen und Melismen gestaltet Katharina Kammerloher aber nie vordergründig, sondern mit Hintersinn. Der Pianist Eric Schneider begleitet sie dabei einfühlsam.
Der Bariton Arttu Kataja singt "Des Antonius von Padua Fischpredigt" sehr markant. Dieses Lied hat Eingang in den Scherzo-Satz von Mahlers zweiter Sinfonie gefunden. Und das sinn- und ziellose Treiben der Fische findet hier in der unruhevoll interpretierten Harmonik ihre Entsprechung. "Selbstgefühl", "Verlor'ne Müh'" (zusammen mit Katharina Kammerloher), "Der Schildwache Nachtlied", "Zu Straßburg auf der Schanz", "Lied des Verfolgten im Turm", "Der Tamboursg'sell" und "Revelge" singt Arttu Kataja mit untrüglichem rhythmischem Gespür und sonorem Timbre. Bei "Revelge" stechen Triller, rasende Auftaktschleifer und Oktav-Verdopplungen im Klaviersatz +in reizvoller Weise hervor. Unterschiedliche musikalische Sphären werden dabei angesprochen - immer steht das Szenario des Soldaten im Mittelpunkt dieser Kriegslieder, der seiner Liebsten entrissen ist.
Sehr ergreifend interpretiert Katharina Kammerloher "Das irdische Leben" als Parabel der bedrohten Existenz. Und bei "Urlicht" gelingt es Katharina Kammerloher in ausgezeichneter Weise, den Zauber ritueller Choralmystik zu beschwören. Hier kommt sie Gustav Mahlers Intentionen am nächsten.