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Festival tanz nrw im Tanzhaus NRW Düsseldorf

mit „The boy who cries wolf“ von Reut Shemesh & Overhead Project, „Matter of Ages“ von Alexandra Waierstall und „Golden Trash“ von MichaelDouglas Kollektiv

 

Von der Vielfalt der Tanzszene in Nordrhein-Westfalen konnte man sich mittlerweile schon zum fünften Mal bei der Biennale tanz nrw überzeugen. In Düsseldorf bot das Tanzhaus NRW an einem Abend gleich drei Stücke an.

 

"The boy who cries wolf" von Reut Shemesh & Overhead Project

 

Die in Köln lebende israelische Choreografin Reut Shemesh startete mit "The boy who cries wolf". Jenseits von erzählerischer Attitüde wird offenbar, wie sich abendländische Mythen und Märchen in die Psyche einschreiben. Das ist mitunter alptraumhaft beklemmend, surreal anmutend. Zwei Jungen, verloren im Wald. Ein Vogel, Nacht, Mondschein, unheimliche Geräusche, unbekannte Tiere. Unsicherheit entsteht. Ein Duo begegnet sich, um in der körperlichen Auseinandersetzung mehr von sich selbst und vom anderen zu erfahren. Wie in Renè Magrittes Gemälde "Le plaisir" wird ein toter Vogel angebissen, Blut spritzt. Ein Spiel mit archaischen Bildwelten. Äußerst konzise und intensiv getanzt wird eine äußerst dichte Atmosphäre erzeugt. Eine rundum überzeugende Choreografie, die stürmischen Beifall hervorrief.

 

"Matter of Ages" von Alexandra Waierstall

 

Wind, riesige schwarze Plastikplanen, wie aufgeblähte Wellen. Allmählich wird der Bühnenboden enthüllt, eine intensiv golden schimmernde Fläche kommt zum Vorschein; der Kontrast zwischen Dunkelheit und Licht, zwischen Kompaktheit und Leere. Ausgehend von dem alchemistischen Prozess, wie sich Kohle in Gold verwandelt, untersucht Alexandra Waierstall in ihrem Stück "Matter of Ages" in Feinarbeit, welchen Einfluss Materialität auf Köpersprache hat, wie sich Wandlungen vollziehen. Der allmähliche Übergang wird durch fließende Bewegungen verdeutlicht.

 

"Golden Trash" von MichaelDouglas Kollektiv

 

Im starken Kontrast zu den beiden ersten Stücken des Abends steht "Golden Trash" von MichaelDouglas Kollektiv, mit einzeln aufeinander folgenden Sequenzen. Sich ausprobieren, eine Position im Leben finden, eine Persönlichkeit entwickeln, dabei können Idole mit extremen Positionen wie Janis Joplin oder Jim Morrison als Rollenmuster dienlich sein, um sich letztendlich daran abzuarbeiten. Eine vorübergehende Erfahrung, die sich verflüchtigen kann. Die Kleidung darf manchmal trashig sein. Zu einer Komposition von Morton Feldmann, live gespielt von Arne Delforce und Vittoria Quadaratto, nehmen fünf Tänzer das Spiel mit der Rollenfindung auf sich, die Suche spiegelt sich im sequentiellen, mitunter abrupten Stil wieder.

 

"The boy who cries wolf" von Reut Shemesh & Overhead Project

 

Choreografie: Reut Shemesh

Tanz: Tim Behren, Florian Patschovsky; Konzept: Reut Shemesh, Tim Behren; Musik: Simon Bauer; Bühne, Licht: Ronni Shendar; Produktionsleitung: Judith Mayer; Tourmanagement: mechtild tellmann kulturmanagement.

 

Eine Produktion von Reut Shemesh & Overhead Project, koproduziert von Theater De NWE Vorst Tilburg und Forum Neuer Zirkus Berlin, in Kooperation mit dem Sommerblut Festival 2014 und der Kunsthochschule für Medien Köln. Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln, die Kunststiftung NRW und das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, unterstützt durch das asphalt festival Düsseldorf und das tanzhaus nrw im Rahmen des Programmformats Now & Next.

 

"Matter of Ages" von Alexandra Waierstall

 

Choreografie: Alexandra Waierstall

Performance: Athanasia Kanellopoulou, Harry Koushos, Katerina Liontou, Fotis Nikolaou, Karolin Szymura; Künstlerische Mitarbeit: Marianna Christofides; Dramaturgie: Roberto Serafide Fratini; Musik: Marios Takoushis; Licht: Ansgar Kluge; Kostüme, Bühne: Alexandra Waierstall, Horst Weierstall; Produktionsassistenz: Horst Weierstall.

Eine Produktion von Alexandra Waierstall, koproduziert von tanzhaus nrw Düsseldorf und Dance Gate Nikosia Zypern. Gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, das Nationale Performance Netz (NPN) Koproduktionsförderung aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Kultusministerium Zypern. Unterstützt durch die Stiftung Van Meeteren, modul-dance und Garage Performing Arts Center Korfou Kerkyra.

 

"Golden Trash" von MichaelDouglas Kollektiv

 

Choreografie: Georg Reischl

Tanz: Susanne Grau, Sabina Perry, Douglas Bateman, Michael Maurissens, Adam Ster; Komposition: Morton Feldman „Patterns in a Chromatic Field“; Live-Musik: Arne Delforce, Vittoria Quartararo; Bühne: Cécile Martin; Produktionsassistenz: Ronja Nadler.

Eine Produktion von MichaelDouglas Kollektiv, gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln, das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, die RheinEnergieStiftung Kultur, die SK Stiftung Kultur und die Kunststiftung NRW.

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