Das Kollektivwesen Goethe bringt all die Vielheiten an Gedanken und Erfahrungen in seinem zweiteiligen opus magnum FAUST unter. Zeit seines Lebens, von der Jugend bis ins hohe Alter, arbeitet er an dem Drama, das er als einziges seiner Werke „Tragödie“ nennt. In über 12.000 Versen steht sie da, rätselhaft und hell, sprunghaft und in epischer Weite – eine scheinbar endlose Abfolge von Szenen, Bildern, Figuren, Reflexionen. Was hält diese Tragödie im Innersten zusammen?
Da ist Faust, der ewig Rastlose, der die Welt als Beute sieht, die Mitmenschen als Manövriermasse und die Zeit als Pfand. Da ist Mephisto, das Gegenprinzip buchstäblich im Schatten Fausts. Da ist Margarete, Gretchen, das Unschuldige und Schöne im Angesicht des Verderbens. Welche Bilder machen wir uns von ihnen, welche Stimmen sprechen durch sie?
Und da ist das Licht, das durch all die Risse im Schicksal einfällt. Goethe gibt genaue Anweisungen bezüglich der Beleuchtung – der Großteil der Tragödie findet in finsterer Nacht und trüber Dämmerung statt. Zerrissen wird diese Dunkelheit immer wieder durch Feuer, Lichtzeichen, Sonnenaufgänge – wie der Blitz einer Fotografie, der die Gegenwart erhellt und einzufangen versucht. Augenblick, verweile doch. Im Jahr 1928 beschreibt der russische Fotograf Alexander Rodtschenko die Fotografie als „Kampf zwischen Ewigkeit und Augenblick. Mit ihrem Auftreten kann es keine allgemeine unveränderliche Bildnisvorstellung mehr geben. Ein Mensch ist nicht nur eine Einheit, er ist vielgestaltig und dialektisch.“
„Augenblick, verweile doch.“ Kay Voges inszeniert FAUST als ebendiesen Kampf zwischen Ewigkeit und Augenblick – und verwandelt gemeinsam mit Live-Fotograf Marcel Urlaub den Bühnenraum dafür zum Lichtraum und zur Dunkelkammer gleichermaßen.
Zeit seines Lebens, von der Jugend bis ins hohe Alter, schreibt Johann Wolfgang von Goethe an seinem zweiteiligen opus magnum „Faust“ – dem einzigen seiner Werke, dass er Tragödie nennen wird. In über 12.000 Versen steht das Drama da, rätselhaft und hell, sprunghaft und in epischer Weite – eine scheinbar endlose Abfolge von Szenen, Bildern, Figuren, Reflexionen.
Goethe gibt genaue Anweisungen bezüglich der Beleuchtung – der Großteil der Tragödie findet in finsterer Nacht und trüber Dämmerung statt. Zerrissen wird diese Dunkelheit immer wieder durch Feuer, Lichtzeichen, Sonnenaufgänge – wie der Blitz einer Fotografie, der die Gegenwart erhellt und einzufangen versucht.
„Augenblick, verweile doch.“
Als Teil des Ensembles fängt Fotograf Marcel Urlaub mit einer Canon Eos R5 Augenblicke auf der Bühne ein und kreiert über einen Remote Controller Blitze und Sounds. Die Bilder werden live und abgestimmt auf Sprache und Musik auf Leinwände übertragen und so für das Publikum sichtbar gemacht.
FAUST
von Johann Wolfgang von Goethe
Regie Kay Voges
Live-Fotografie Marcel Urlaub
Mit: Andreas Beck, Claudio Gatzke, Frank Genser, Hasti Molavian, Lavinia Nowak, Gitte Reppin, Uwe Rohbeck, Uwe Schmieder, Friederike Tiefenbacher
Bühne: Michael Sieberock-Serafimowitsch
Kostüm: Mona Ulrich
Musik: Paul Wallfisch
Director of Photography: Voxi Bärenklau
Sounddesign: Michael Sturm
Dramaturgie: Matthias Seier
Premiere: 24. September 2022, 19:30 Uhr
Danach im Repertoire des Volkstheaters