Die Vielschichtigkeit dieser Dichtung lässt sich kaum in Worte fassen. Ebenso vielseitig ist die Handlung um Faust, den Wissenschaftler, den Erkenntnissuchenden, der bereits die Welt nach besten Kräften durchforscht hat und nun an der Einsicht seiner eigenen Unwissenheit verzweifelt.
Im Stile eines großen Welttheaterentwurfs gibt Goethe dem Faust Mephistopheles als „Gesellen zu,/ Der reizt und wirkt und muss, als Teufel, schaffen.“ In ihrem berüchtigten Pakt vereinbaren sie: Wenn Mephistopheles es schafft, Faust mit seinen Diensten, Genuss und Verführung so weit zu bringen, dass dieser zum Augenblicke sagt: „Verweile doch! du bist so schön!“, dann soll Mephistopheles sein Ziel erreicht haben. Das Duo stürzt sich „in das Rauschen der Zeit,/ Ins Rollen der Begebenheit!“. Faust erweist sich dabei keinesfalls als leichtgewichtiger Wettpartner und entwickelt immer wieder Wille und Durchsetzungsvermögen, die selbst Mephistopheles zu schaffen machen. Bei dem Versuch, in den „Tiefen der Sinnlichkeit/ … glühende Leidenschaften“ zu stillen, trifft Faust auf Gretchen, die sich mit ihm auf eine tragisch endende Verbindung einlässt.
Facettenreichtum und Kraft der Sprache zeichnen den „Faust“ aus. Die Inszenierung verwendet darüber hinaus auch das Medium der Videotechnik. Der Musikalität der Texte wird mit dem Einsatz einer Live-Band Rechnung getragen, die in einigen Szenen eine weitere Erzählebene eröffnet. Außerdem erwartet die Zuschauer im Großen Haus eine ungewöhnliche Raumsituation, die es erlaubt, dass dieses große Werk der Theatergeschichte sich als ein im Moment stattfindendes Ereignis versinnlicht. So rücken ebenfalls die Schauspielerinnen und Schauspieler noch unmittelbarer ins Zentrum des Geschehens
Die münstersche Produktion riskiert einen frischen Blick auf Goethes „Faust“ und behauptet die Aktualität und epochenübergreifende Weitsicht des Goethischen Entwurfes über die menschlichen Möglichkeiten, sich in Natur und Leben gestaltend und schöpfend zu betätigen.
Regie: Markus Kopf
Bühne: Manfred Kaderk
Kostüme: Ursina Zürcher
Musik: Tankred Schleinschock
Video: Martin Kamner
Chorleitung: Jörg von Wensierski
Dramaturgie: Ralph Blase
Mitwirkende:
Tina Amon Amonsen (Margarete), Regine Andratschke (Marthe, Faustchor), Christiane Hagedorn (Hexe, Faustchor), Carolin M. Wirth (Faustchor); Matthias Caspari (Wagner, Faustchor), Ilja Harjes (Valentin, Faustchor), Wolf-Dieter Kabler (Faust), Johannes-Paul Kindler (Satan, Faustchor), Johann Schibli (Mephistopheles)
Kinderchor des Paulinum
Lippe-Saiten-Orchester
KostProbe:
Donnerstag, 18. Februar, 19.00 Uhr, Großes Haus
Weitere Vorstellungen im Februar:
Montag, 25. Februar, 19.30 Uhr
Dienstag, 26. Februar, 19.30 Uhr