Es geht um Sex; aber auch um das Flehen nach Liebe und den Versuch sich der eigenen Identität zu vergewissern, um Macht und Abhängigkeit, um Besitz und Verfügbarkeit und um den Versuch, auszubrechen aus dem System.
Im zweiten Teil des Textes, der auf authentischen Abhörprotokollen eines noblen Wiener Call-girl-Rings basiert, geht es nur mehr um eines: was kostet welche Frau, und was bekommt man als Gegenleistung dafür? Alles ist reduziert auf die kalten Floskeln von Internetseiten und Klein-anzeigen, auf denen die Prostituierten angepriesen werden. In Jelineks Welt von „Über Tiere“ gibt es keine Rettung oder Flucht, sondern nur eine mögliche Konsequenz: die Selbstauslö-schung.
Jelineks jüngste Sprachkomposition ist verdichtet zu einer schmerzenden Klagepartitur, deren Verwundbarkeit und Trauer man sich nicht entziehen kann. Oft arbeitet die Literaturnobelpreis-trägerin weniger mit inhaltlicher Logik als mit dem Klang von Sprache und auf der Theaterbühne wirken ihre Texte oft so assoziativ wie Musik.
Verbunden mit Giovanni B. Pergolesis „Stabat Mater“ öffnet sich der Raum für das Ausloten all jener Gefühle, die mit Verlust, (Mit)leiden, Schmerz, Klage und Trost verbunden sind.
Musikalische Leitung: Stefan Veselka | Regie: Knut Weber | Bühne: Manuela Weilguni | Kostüme: Anne Dehof
Mit: Anne-Kathrin Bartholomäus, Berit Barfred Jensen, Tamara Gura
Weitere Vorstellungen: 2.10. und 22.10.2008