Doch hier, im 'Kuckucksnest', begegnet er dem vollen Wahnsinn der Psychiatrie: Auf der Station herrscht Oberschwester Ratched unangefochten zum Wohle der Patienten. Mittels Gruppentherapie, Medikamenten und Elektroschocks hat sie Harding, Cheswick, Billy Bibbit und die anderen mehr oder minder chronischen Fälle fest im Griff. Nur Häuptling Bromden steht anscheinend stumm und unerreichbar am Rand, von wo aus er das Geschehen verfolgt. Erst als McMurphy eine menschenwürdige Behandlung einfordert, kommt Bewegung in den Haufen Irrer, und Ratcheds Regime gerät ins Wanken. Da eröffnet sie
dem Rebell, dass er, anders als seine freiwilligen Mitpatienten, auf unbestimmte Zeit zwangseingewiesen wurde, und McMurphy begreift, dass er bald alles oder nichts mehr zu verlieren hat. Nun eskalieren die anfänglichen Machtproben zwischen Patienten und Personal zu einem Aufstand, in dem selbst einer wie Bromden sich entscheiden muss.
Als Erzähler steht Bromden im Zentrum des Romanklassikers von Ken Kesey (1962), wie auch in der weltweit erfolgreichen Broadway- Dramatisierung von Dale Wasserman (1970). Erst in der ebenso berühmten Verfilmung von Milos Forman mit Jack Nicholson (1975) wurde die Figur des Indianers in den Hintergrund gedrängt, sehr zur Enttäuschung seines Autors und zum Nachteil des sonst brillanten Films. Für diese wichtige Rolle hat das Mecklenburgische
Staatstheater nun Gojko Mitic gewinnen können, 'Chefindianer' in einem Dutzend ungebrochen beliebter DEFA-Filme, und über 15 Jahre lang gefeierter Winnetou auf den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg, bis zu seinem Abschied letzten Sommer. Außerdem kehrt in dem Ex-Schweriner Thorsten Merten für die Hauptrolle des McMurphy auch ein langjähriger Publikumsliebling wieder auf die Bühne des Großen Hauses zurück. Gemeinsam mit ihren Mitpatienten aus dem Schauspielensemble, haben Mitic und Merten in Anja Werner als Oberschwester Ratched eine gefährliche Gegnerin. In dieser großen
Besetzung und in der Ausstattung von Elissa Bier gibt Matthias Gehrt nach jüngsten Inszenierungen am Staatsschauspiel Dresden, am Schauspiel Leipzig und am Schauspiel Dortmund mit "Einer flog über das Kuckucksnest" sein Regiedebüt am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin.