Erst nach der Gefangennahme setzt die Erinnerung wieder ein, als er, von zwei Schüssen getroffen, in einem engen Käfig erwacht, „zu niedrig zum Aufrechtstehen und zu schmal zum Niedersitzen“, die Gitterstäbe ins Fleisch schneidend. Einzig möglicher Ausweg: Er hört auf, Affe zu sein. Die ihn umgebenden Menschen werden seine Lehrer, und eifrig ahmt Rotpeter sie nach, lernt den Handschlag geben und das Ausspucken, dann das Schnapstrinken und Sprechen, schafft es schließlich aus dem Käfi g, wird zum gefeierten Varieté-Künstler – und fügt sich ein, in die wohlige, eingeschlossene Menschenwelt.
Gewünscht wird ein Bericht über das Affentum, geliefert wird eine Verteidigung und Bestätigung des eigenen Menschseins – von einem Halbwesen. Wie Kafka schon im Titel kein Thema festlegt, unterwandert er jedes Motiv seiner Erzählung: Rotpeter ist weder Mensch noch Affe, er ist Objekt der Wissenschaft und Wissenschaftler zugleich – und die Menschenlehrer erscheinen in seinem Bericht oft
äffischer als ihr Affenschüler.
Franz Kafkas Erzählung lässt sich als kritischer Kommentar zur Moderne lesen: Die Wissenschaft kann das Sein nicht mehr fassen, jedem Akt der Selbstschöpfung folgt der Selbstverlust, Verwandlung ist bloß noch Täuschung – und Auswege entpuppen sich als Ausflüchte.
Inszenierung: Sascha Mey
Kostüm: Silvie Naunheim
Dramaturgie: Leona Benneker
Mit: Felix Banholzer
Sa 13. 07. 2013
19:30 Uhr
Do 18. 07. 2013
19:30 Uhr