Schon der historisch verbürgte Hintergrund der „Story“ weist alle Farben auf, die für ein schwarzromantisches Schauergemälde in den Medien nötig sind: Am 25. März 1945 feierten auf Schloss Rechnitz an der österreichisch-ungarischen Grenze SS-Offiziere, Gestapo-Führer und Einheimische ein "Gefolgschaftsfest", auf dem getanzt und getrunken wurde. Unter den
Anwesenden waren auch die Schlossbesitzer, Graf und Gräfin Batthyány. Im Verlauf des Abends wurden an ausgewählte Gäste Waffen verteilt. Die „Jagdgesellschaft“ erschlug und erschoss 180 jüdische Zwangsarbeiter, die in der Nähe des Schlosses zusammengetrieben worden waren, und kehrte dann zum Fest zurück. Margit von Batthyány, geborene Thyssen-Bornemisza, eine
Enkelin des Stahlmagnaten August Thyssen floh kurz darauf mit Zofe, Mann und Geliebtem vor der heranrückenden Roten Armee in die Schweiz. Ihr Schloss ging in Flammen auf.
In „Rechnitz“ lässt Elfriede Jelinek Boten berichten. Die Berichte aus dem Niemandsland zwischen Opfern und Tätern, Schweigen und Anklage, damals und heute, Geschichte und Gedächtnis reproduzieren treffend – und nicht ohne grausamen Witz – den Diskurs der Nachgeborenen, aus dem wir noch lange nicht entlassen sind.
Inszenierung Hermann Schmidt-Rahmer
Bühne Katrin Nottrodt
Kostüme Michael Sieberock-Serafimowitsch
Video Matthias Lippert
Dramaturgie Stephan Wetzel
Mit Miguel Abrantes Ostrowski, Daniel Christensen, Markus Danzeisen, Marianne Hoika, Katrin Röver, Wolfram Rupperti, Janina Sachau, Susanne Tremper