Ist es nicht skandalös, dass diese Nibelungen, diese Ges innungsethiker der übelsten Sorte, die Messlatte dessen sind, was als deutsch zu gelten hat? Und ist es nicht mindestens ebenso skandalös, dass der Satz vom Recht, das Recht bleiben müsse, für die Frauen im Stück nicht gilt? Dass sie verraten werden und verkauft, bis sie ihrerseits zur Konsequenz gezwungen werden, die da heißt: »Was Unrecht ist, muss endlich Unrecht genannt werden!«
Regisseur Stephan Kimmig verlegt den gespenstischen Nationalmythos der Deutschen ins bürgerliche Wohnzimmer – und richtet den Fokus auf die Frauen der Sage. Auf Kriemhild und Brunhild, die aus dem Mythos ausbrechen, um dem Wahn des Mannes die Wut der Frau entgegenzusetzen.
Kimmig, der zu den prägenden Regisseuren seiner Generation gehört, inszenierte in Düsseldorf zuletzt Bergmans »Fanny und Alexander«. Für seine Interpretation der »Nibelungen« entstand in enger Zusammenarbeit mit der Schauspielerin und Autorin Lea Ruckpaul ein Nachspiel, das mit Hebbels Text im Dialog steht.
Mit: Joscha Baltha, Florian Lange, Lea Ruckpaul, Minna Wündrich u. a.
Regie: Stephan Kimmig
Bühne: Oliver Helf
Kostüm: Sigi Colpe
Musik: Nils Strunk
Dramaturgie: Robert Koall