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„Duato | Kylián | Naharin“ - Staatsballett Berlin

Premiere 22. Oktober 2015 in der Deutschen Oper Berlin. -----

Angst, Verletzlichkeit, Leidenschaft – das Dunkle und Extreme menschlicher Emotionen – prägen die unterschiedlichen Arbeiten des Ballettabends. Während „Castrati“ von Nacho Duato sich um die Furcht eines angehenden Sängers vor der Kastration dreht, spielt Jiří Kyliáns „Petite mort“ auf die aggressiven wie auch die verletzlichen Seiten der Sexualität an. „Secus“ ist eine abstrakte Arbeit von Ohad Naharin, ausgehend von Kraft, Extremen und energetischer Körperlichkeit, für die sich die Tänzer mit der von Naharin entwickelten Bewegungsmethode „Gaga“ beschäftigt haben.

Begleitet von Vivaldis Barockmusik, u.a. Stabat Mater RV 621, hinterfragt Nacho Duato in „Castrati“, einer Arbeit für neun Tänzer, die Bedeutung von Männlichkeit und den Stellenwert des Opfers in einer Welt, die Perfektion verlangt. Dabei beschäftigt sich das Stück von 2002 mit dem Phänomen des Kastratensängers – junge Männer, die besonders im 17. und 18. Jahrhundert kastriert wurden, um ihre hohen Singstimmen zu erhalten und die Stars ihrer Zeit waren. Duatos Werk konzentriert sich auf die Angst eines Jungen, der in diese spezielle Gemeinschaft aufgenommen werden soll. Begleitet werden die vieldeutigen Tanzbewegungen – eindrücklich und beunruhigend – von Kompositionen Vivaldis, der auch für die Kastratenstimme komponierte, ergänzt um Musik von Karl Jenkins.

 

Visuelle Überraschungen in Szene zu setzen, ist das Markenzeichen des tschechischen Choreographen Jiří Kylián. Zu einem seiner Schlüsselwerke gehört „Petite mort“ von 1991. Diese Choreographie Werk für sechs Männer und sechs Frauen beruht auf den populären Adagio-Sätzen der Klavierkonzerte Nr. 21 und 23 von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Intensität und Gefälligkeit der langsamen musikalischen Sätze bildet den Kontrapunkt zu einer energetischen und vieldeutigen Schau männlicher wie weiblicher Attribute. Diese spielen auf den „kleinen Tod“, („petite mort“, französisch für „Orgasmus“) als sinnliches Ritual um Aggression, Energie und Verletzlichkeit an.

 

Ohad Naharin, Leiter der Batsheva Dance Company in Tel Aviv, gehört zu den wichtigsten Protagonisten zeitgenössischer Choreographie und wird weltweit eingeladen, seine Werke mit renommierten Compagnien zu erarbeiten. Zum ersten Mal trifft er nun mit dem Staatsballett Berlin zusammen, das sich dafür mit dessen Bewegungsmethode „Gaga“ beschäftigt hat. Statt um Perfektion wie im klassischen Ballett geht es Naharin um eine sublime Qualität, die er - nach Edmund Burke - mit „delightful horror" beschreibt. „Secus“, das Stück des Abends für siebzehn Tänzer mit Musik von den „Beach Boys“ oder auch aus dem Hindi-Film „Kaho Naa... Pyar Hai“, wurde 2005 mit der Batsheva Dance Company uraufgeführt. „Ich mag es, mit Grenzen zu spielen. Leidenschaft und Extreme, Reduktion, herausbrechende Kraft, rohes Fleisch, saftiger Körper, es ist die Lust des Moments, wie beim Essen“, beschreibt der israelische Choreograph seine Arbeit.

 

PREMIERE

DUATO | KYLIÁN | NAHARIN

Choreographien von Nacho Duato, Jiří Kylián, Ohad Naharin

 

Berliner Erstaufführung

CASTRATI

Choreographie Nacho Duato

Musik Antonio Vivaldi (Nisi Dominus RV 608, Stabat Mater RV 621, Salve Regina RV 616, Concerto RV 439 „La notte“) und Karl Jenkins (Palladio)

Bühne Nacho Duato

Kostüme Francis Montesinos

Licht Brad Fields

 

Berliner Erstaufführung

SECUS

Choreographie Ohad Naharin

Musik Chari Chari, Kid 606 + Rayon (mix: Stefan Ferry), AGF, Chronomad (Wahed); Fennesz, Kaho Naa... Pyar Hai, Seefeel, The Beach Boys

Kostüme Rakefet Levy

Licht Avi Yona Bueno

 

PETITE MORT

Choreographie von Jiří Kylián

Musik W. A. Mozart (Klavierkonzert Nr. 23 KV 488, Adagio und Klavierkonzert Nr. 21 KV 467, Andante)

Bühne Jiří Kylián

Kostüme Joke Visser

Licht (Konzept) Jiří Kylián

Licht (Umsetzung) Joop Caboort

 

Es tanzen Solisten und Corps de ballet des Staatsballetts Berlin

 

Musik vom Tonträger

Spieldauer: ca. 130 Minuten inklusive 2 Pausen

 

Weitere Vorstellungen

23., 27., 29. Oktober, 04. und 20. November 2015 sowie 02. und 10. März 2016

 

Ticketservice

Telefon 030 20 60 92 630

E-Mail tickets[at]staatsballett-berlin.de

Fax 030 20 35 44 83

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