Irina, die jüngste, fühlt sich zur Untätigkeit verdammt. Mascha ist mit dem ihr unerträglichen Kulygin verheiratet. Und Olga reibt sich als Lehrerin auf. Aufgewachsen sind die drei Schwestern in Moskau, und Moskau ist ihre Hoffnung. Jetzt, ein Jahr nach dem Tod des Vaters, wäre ein guter Zeitpunkt aufzubrechen. Doch der Rückweg scheint verbaut.
Anton Tschechows Figuren, die sich auch nach über hundert Jahren ungemeiner Beliebtheit erfreuen, erzählen viel und hören wenig zu. Sie sprechen fast immer von sich, und Tschechow lässt sie, auch wenn sie still sind, in ihrem Innern weitererzählen. An passender oder unpassender Stelle trifft man sich dann wieder an der hörbaren Oberfläche der Konversation.
In „Drei Schwestern“ ist das Lautwerden innerer Monologe und die daraus resultierende Fragmenthaftigkeit der Rede besonders eindrucksvoll, in komischer wie tragischer Hinsicht. Eine Gesellschaft der Überflüssigen – sei es aus Altersgründen, aufgrund der ökonomischen Situation oder einer unglücklichen Liebe – bewahrt ihr Selbstwertgefühl im Gespräch. Und stets ist Moskau nicht weiter als einen Gedanken entfernt.
Tilmann Köhler, der am Staatsschauspiel Dresden zuletzt bei den Produktionen „King Arthur“ und „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ Regie führte, nimmt die Beobachtungen, Erinnerungen und Erfahrungen in den Blick, die jenseits von Erfolg und Aktivität liegen.
Mit: Thomas Braungardt, Albrecht Goette, Holger Hübner, Jochen Kretschmer, Kilian Land, Jonas Friedrich Leonhardi, Lukas Mundas, Ina Piontek, Matthias Reichwald, Lea Ruckpaul, Yohanna Schwertfeger, Antje Trautmann, Brigitte Wähner und den Musikern Florian Lauer, Georg Wieland Wagner
Regie: Tilmann Köhler
Bühne: Karoly Risz
Kostüm: Susanne Uhl
Musik Jörg-Martin Wagner
Dramaturgie: Janine Ortiz