»Mein Kampf« von George Tabori am Sa, den 24. September 2016 um 19.45 Uhr | DT— 1
Während in Europa die rechten Parteien Aufwind bekommen, ist Anfang des Jahres Hitlers »Mein Kampf« in kommentierter Neuauflage erschienen. George Tabori wählte 1987 das Genre der ›Farce‹, das der Judenverfolgung mit jüdischer Selbstironie und schwarzem Humor begegnet. In Taboris Version stammt der Titel »Mein Kampf« vom obdachlosen Buchhändler Schlomo Herzl, der, wie Tabori selbst, Jude ist. Der gescheiterte Kunststudent Hitler, der von Herzl für kurze Zeit im Männerwohnheim bevätert wird, hat ihm diesen Titel bloß geklaut, als er zusammen mit Frau Tod aus der Blutgasse aufbricht. Welche Taten er diesem Titel und seinem Programm folgen ließ, wissen wir alle. Dass der selbsternannte ›Gott Lobkowitz‹ diesem Wahnsinn die ganze Zeit schweigsam zugeschaut hat, ohne einzugreifen, das erfindet Tabori dazu – und ummantelt sein tragikomisches Stück damit mit einer zutiefst ernsten Frage: Wie kann es sein, dass Genozide stattfinden, obwohl sie gesehen werden? Und warum wiederholen sie sich, obwohl sie erkannt sind?
Regie Lucia Bihler
Bühne Paula Wellmann
Kostüme Josa Marx
Musik Jacob Suske
Dramaturgie Viola Köster
Mit Bardo Böhlefeld, Florian Donath, Nicolas Fehr, Lutz Gebhardt, Felicitas Madl, Frederik Schmid
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»Falsche Schlange« von Alan Ayckbourn am So, den 25. September 2016 um 18.00 Uhr | DT— X Keller
Was passiert, wenn eine Schwester alles erbt und die andere leer ausgeht, obwohl sie diejenige gewesen ist, die den Vater jahrelang gepflegt hat, unter Verzicht auf das eigene Leben? – Im schlimmsten Fall fällt die Emanzipation der Verliererin brutal aus: Sie tut sich mit dem Pflegepersonal zusammen, stößt zuerst den Vater von der Treppe und lässt danach die ungeliebte Schwester an Herzkasper sterben – um schließlich doch das Erbe zu gewinnen. Frei nach dem Motto: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Wenn dieses Mordskonstrukt allerdings so perfekt aufgebaut ist wie in Alan Ayckbourns »Falsche Schlange«, dann ist es am Ende womöglich doch das Publikum, das über alle Erben und Neider und Mörder und Leichen lacht …
Regie Erich Sidler
Bühne Johannes Frei
Kostüme Ilka Kops
Dramaturgie Viola Köster
Mit Gaby Dey, Angelika Fornell, Dorothée Neff
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»PEAK WHITE oder Wirr sinkt das Volk« von Kevin Rittberger am Fr, den 30. September 2016 um 19.45 Uhr | DT— 1 | Uraufführung
In einem Pflegeheim in ferner Zukunft trippeln und schlurfen ein paar alte, weiße Männer durch die Gänge. Erinnerungsfetzen liegen in der Luft. Ihrer letzten menschlichen Pflegerin wurde vor Kurzem
gekündigt, stattdessen ist nun ein Pflegeroboter für die alten Herren zuständig. Doch wer pflegt die deutsche Kultur, wenn Burschenschaften der Vergangenheit angehören? Sind die alten, weißen Männer die letzten ihrer Art? Ist das Schreckensszenario der Pegidisten eingetroffen, hat der ›große Austausch‹ des Volkes längst stattgefunden? Was, wenn sich keiner mehr an den letzten deutschen Volksaufstand der Zehnerjahre des 21. Jahrhunderts erinnern können wird?
Regie Katharina Ramser
Bühne und Kostüme Elisa Alessi
Musik Michael Frei
Dramaturgie Sara Örtel
Mit Gabriel von Berlepsch, Florian Eppinger, Andreas Jeßing, Nikolaus Kühn, Marco Matthes, Andrea Strube und Statisterie