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Drei Premieren im Theater Chemnitz

1. "Das Herz eines Boxers", Jugendstück von Lutz Hübner

Premiere: 9. Oktober 2013, 20.00 Uhr im Schauspielhaus Chemnitz / Kleine Bühne

2. "Hautnah" von Patrick Marber - Studioinszenierung -

Premiere: 10. Oktober 2013, 20.00 Uhr im Schauspielhaus Chemnitz / Ostflügel

3. "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen", Kammerspiel von Richard Alfieri

Chemnitzer Premiere: 12. Oktober 2013, 19.30 Uhr im Schauspielhaus Chemnitz

 

1. "Das Herz eines Boxers"

Jojo, sechzehn Jahre, hat mit den typischen Problemen eines Jugendlichen zu kämpfen: Mit der Angebeteten klappt es noch nicht so richtig, und zu allem Übel wird er auch noch beim Diebstahl eines Mofas erwischt. Zur Strafe muss er nun das Zimmer eines scheinbar senilen Opas im Rentnerknast - „Schrägstrich“ - Seniorenheim streichen. Der ältere Herr entpuppt sich jedoch als die ehemalige Boxlegende „Der rote Leo“, der wegen eines gewalttätigen Vorfalls auf die geschlossene Station des Heims verlegt wurde. Leo versucht, aus dieser Situation das Beste zu machen. Um ihr zu entkommen, braucht er am Ende aber Jojos Hilfe, und nach anfänglichen Sticheleien und Querelen entwickelt sich zwischen beiden eine Freundschaft, die selbst die Mauern des Heims überwinden kann.

 

Hübners 1996 uraufgeführtes Stück bringt den immer aktuellen Konflikt zwischen den Generationen für Zuschauer aller Altersklassen nachvollziehbar und unterhaltsam auf die Bühne:

„Alt und Jung geben sich beherzt die Hand, um sich gegenseitig aus dem Sumpf zu ziehen“, lässt sich eine wesentliche Seite des Stückes zusammenfassen. Leo und Jojo sind zwei gegensätzliche Typen, die sich mit Misstrauen und gegenseitigen Vorurteilen begegnen. Hier prallen zunächst zwei Generationen aufeinander, die nichts miteinander anfangen können. Doch schon der erste Moment ihres Kennenlernens zeigt, dass es zwischen ihnen eine Seelenverwandtschaft gibt: Beide befinden sich in einer ähnlichen Situation, stehen am Rande der Gesellschaft, wollen sich mit ihrer gegenwärtigen Lage aber nicht abfinden, drängen weiter und sind bereit für die Veränderung, die sie letzten Endes auch gemeinsam meistern.

 

Regie, Bühne und Kostüme: Matthias Nagatis

mit: Fabian Jung (Jojo) und Stefan Schweninger (Leo)

Diese Produktion wird im Schauspielhaus zu sehen sein, fährt aber auch als mobiles Jugendstück in die Schulen von Chemnitz und Umgebung.

 

***

 

2. "Hautnah" von Patrick Marber - Studioinszenierung -

 

Die Geschichte beginnt damit, dass die Stripperin ALICE von einem Auto angefahren wird und DAN sie ins Krankenhaus bringt. Für DAN, der sich zum Schriftsteller berufen fühlt, es bislang aber nur zum Nachrufschreiber bei einer Zeitung gebracht hat, führt die Begegnung mit ALICE zu seinem ersten Roman, Hauptfigur: ALICE. Doch DANs Roman führt ihn auch zu ANNA, die im Auftrag seines Verlages ein Porträtfoto von ihm machen soll. Beide fühlen sich stark zueinander hingezogen. ALICE spürt die Gefahr, als sie DAN in ANNAs Studio abholt. Im Gefühlschaos versinkend, surft DAN im Internet. Er gibt sich einem unbekannten Sexpartner gegenüber als ANNA aus und legt ihr seine Wunschfantasien in den Mund. Auf der Vernissage von ANNAs erster Fotoausstellung lernt DAN seinen Internetpartner LARRY tatsächlich kennen - als Freund von ANNA -, was ANNA für ihn noch interessanter macht. Im Weiteren heiratet ANNA LARRY, DAN verlässt ALICE wegen ANNA, ANNA verlässt LARRY wegen DAN, LARRY tröstet sich mit ALICE, DAN verlässt ANNA wegen ALICE. Dann verlässt ALICE DAN und verschwindet. Ein bunter Reigen unter Twens nimmt sein Ende.

 

Patrick Marber thematisiert in „Hautnah“ Liebe in Zeiten medial geprägten Bewusstseins: Vier junge Romantiker suchen sie - die große Liebe. Doch bekommen sie ihre Fremdheit in der eigenen Lebensgeschichte zu spüren. Ratlos und ohne Kompromisse suchen sie im und mit dem anderen sich selbst. Weder tiefe emotionale Beziehungen noch das Single-Leben mit wechselnden Affären funktionieren: „Kopfkino“ verhindert Verbindlichkeit, sexuelle Inszenierung Liebe. Das Leben wäre ein Drama, gäbe es keinen Humor.

 

Das Schauspielstudio

 

In der Spielzeit 2013/2014 setzt Carsten Knödler die jahrzehntelange Studio-Tradition des Chemnitzer Schauspielhauses fort. Mit der Kunstuniversität Graz und der Hochschule Zürich konnten zwei exzellente und renommierte Kooperationspartner gewonnen werden. Wie bisher werden die Studenten vom Chemnitzer Ensemble Fachunterricht erhalten, in verschiedenen Produktionen des Spielplans zu sehen sein und natürlich ihre eigene Studioinszenierung erarbeiten. Mit „Hautnah“ stellen sich Alina Müller, Bianca Kriel, Christian Neuhof und Felician Hohnloser vor.

 

Regie: Kathrin Brune

Bühne und Kostüme: Pia Wessels

 

mit: Aline Müller (Alice), Bianca Kriel (Anna), Christian Neuhof (Dan), Felician Hohnloser (Larry) - Mitglieder des Schauspielstudios Chemnitz -

 

***

 

3. "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen", Kammerspiel von Richard Alfieri

 

Die 72-jährige Lily Harrisson bestellt sich über die Agentur „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ einen privaten Tanzlehrer direkt in ihr Wohnzimmer – Tanzlehrer frei Haus sozusagen. Vor ihrer Tür steht Michael, ein temperamentvoller Italiener und alles andere als ein gefälliger Dienstleister. Michael ist ehemaliger Revuetänzer aus New York und schwul. Lily ist pensionierte Lehrerin und Witwe eines konservativen Baptistenpredigers aus dem Süden der USA. Damit prallen zwei Welten aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und die beidseitig von Vorurteilen und Ressentiments geprägt sind. Doch zwischen Swing, Tango, Wiener Walzer, Foxtrott, Cha-Cha-Cha und Modern Dance kommen sich Michael und Lily langsam näher, und die harten Schalen, die sich beide im Laufe ihres Lebens zugelegt haben, fangen an, weicher zu werden.

 

Richard Alfieris Kammerspiel, das 2001 in Kalifornien uraufgeführt wurde und dessen Verfilmung Universal Pictures vorbereitet, ist eine bitterkomische Geschichte voller versteckter Weisheit. In leichtfüßigen, schnellen Dialogen erzählt sie vom Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen zwei komplizierten Charakteren. Immer wieder prallen die ungleichen Temperamente aufeinander und entladen sich pointenreich in scharfzüngigen Auseinandersetzungen.

 

Die Inszenierung feierte 2012 am Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau seine Premiere und war dort mit großem Erfolg zwei Spielzeiten im Repertoire.

 

Regie: Herbert Olschok

Bühne: Ulrich Schreiber

Kostüme: Esther Kemter

 

mit: Christine Gabsch (Lily Harrisson) und Marco Bullack (Michael Minetti)

 

*****

 

Die nächsten Vorstellungen sind am:

Herz eines Boxers – 16. + 17. Oktober, 20.00 Uhr

Hautnah – 12. + 23. Oktober, 20.00 Uhr

Sechs Tanzstunden … – 27. Oktober, 15.00 Uhr und 10. November, 18.00 ULhr

 

 

 

 

 

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