Zu welchen Extremen der Individualismus sich entwickelt, hatte er damals kaum ahnen können und gleichzeitig nicht, wie radikal sich damit die Frage der gesellschaftlichen, politischen und religiösen Zugehörigkeit stellt.
Doch nicht nur das Spannungsfeld zwischen Individualismus und politischer Bewegung beschäftigt Peter Weiss in Marat/Sade. Zentral ist auch das Verhältnis zur Gewalt. Bezeichnenderweise tut sich sein Marquis de Sade, Namenspatron des "Sadismus", mit der realen Anwendung von Gewalt schwerer als der Ideologe Jean Paul Marat. Das Spektrum der Gewaltformen umfasst dabei nicht nur Staatsterrorismus, Säuberungen, Kriege und die pervertierten Gewaltanwendungen der Folter, sondern auch die Gewalt der Straße.
Was zu der vielleicht aktuellsten Frage führt, die Peter Weiss, der am 8.11.2016 hundert Jahre alt geworden wäre, mit seinem Stück stellt: Wer ist das Volk? Welches Maß an Mündigkeit ist ihm zuzutrauen, welche Gefahren der Manipulation und des Rückfalls in Barbarei bestehen? Und in welchem Dilemma zwischen Fortschritt und Rückschritt steht damit die Demokratie?
Regie Stefan Pucher
Bühne Barbara Ehnes
Kostüme Annabelle Witt
Musik Christopher Uhe
Video Meika Dresenkamp
Künstlerische Leitung des Chors Christine Groß
Coaching Puppen Jochen Menzel
Dramaturgie John von Düffel
Licht Matthias Vogel
Maske Andreas Müller
Felix Goeser Marquis de Sade
Daniel Hoevels Jean Paul Marat
Michael Goldberg Simonne Evrard, seine Frau
Katrin Wichmann Charlotte Corday
Bernd Moss Duperret, Liebhaber Cordays
Benjamin Lillie Jacques Roux, ehemaliger Priester
Anita Vulesica Ausrufer / Direktor Coulmier
Chikara Aoshima, Michael Mühlhaus Musiker
Johanna Meinhard, Tabitha Frehner, Victor Tahal, Viktor Nilsson, Johannes Nussbaum, Thomas Prenn, Mascha Schneider, Sonja Viegener, Daniel Séjourné, Juno Zobel
Chor
mit englischen Übertiteln
3. Dezember 2016 20.00
mit englischen Übertiteln
10. Dezember 2016 20.00
mit englischen Übertiteln
21. Dezember 2016 19.30
19.00 Einführung - Saal