Hassenreuters Programm ist das von Schiller und Goethe: Alle Kunst ist der Freude gewidmet, und es gibt keine höhere und keine ernsthaftere Aufgabe, als die Menschen zu beglücken! Der junge Schauspielschüler und angehende Regisseur Spitta – das Alter Ego Gerhart Hauptmanns – hat Einwände. Ihm liegt der »sonore Bombast, das Gestelzte, alles Rhetorische« nicht, und er fragt nach: Kann auf der Bühne nicht nur das Schöne schön sein, wenn es mit der Wirklichkeit zu tun hat? Was ist zum Beispiel mit den Müttern, ob die sich selber auch »auf Gipfeln« sehen?
Spitta will mehr Authentizität und er will näher ran an die Gegenwart – so befragt und engagiert er die, um die es im Drama so oft geht, die Frauen und Mütter selbst: Es gibt in Deutschland heute 1,7 Millionen Alleinerziehende, und 92 Prozent von ihnen sind Frauen. Ein Drittel von ihnen ist arbeitslos, 50 Prozent der Väter zahlen keinen Unterhalt. Alleinerziehen birgt ein großes Armutsrisiko, heute offenbar wie schon Ende des 19. Jahrhunderts.
Spitta möchte die oft genug ungehörten Stimmen dieser Mütter präsent machen, und so beginnt er selbst zu inszenieren. Er entwickelt ein Drama um die Putzfrau Jette John und die Migrantin und Leihmutter Piperkarcka, die ihr Baby zurückhaben will.
In unterschiedlichen theatralen Versuchsanordnungen versucht Spitta, mit Schauspielern und Laiendarstellern seinem Bild von »authentischer Schauspielkunst« näher zu kommen. Einfach ist das nicht: Das Repräsentieren von Gegenwart in der Kunst war schon immer kompliziert
Düsseldorfer Fassung von Volker Lösch und Christine Lang
REGIE: VOLKER LÖSCH
BÜHNE UND KOSTÜME: CARY GAYLER, JAN MÜLLER
CHORLEITUNG: CHRISTOPH JÖDE
DRAMATURGIE: CHRISTINE LANG
MIT EDGAR ECKERT, RAINER GALKE, URS PETER HALTER, CLAUDIA HÜBBECKER, ANNA KUBIN, HANNA WERTH, LUTZ WESSEL UND DEM CHOR DER ALLEINERZIEHENDEN MÜTTER