Endlich steht auch in der Wohnküche von Erna ein Farbfernseher. Endlich kann sie sich mit Grete und Mariedl eine Messe des Heiligen Vaters anschauen. Aus dem beschaulichen Fernsehabend wird sehr schnell eine bitterböse und urkomische Redeschlacht, voller Bigotterie und Grausamkeiten. Während die verhärmte Erna von der großen Liebe mit dem Fleischer von nebenan träumt, versucht die lebenslustige Grete zu vergessen, dass ihr Ehemann die gemeinsame Tochter missbrauchte. Die nur scheinbar debile Mariedl offenbart sich schließlich als die Königin der Aborte. Es gibt keine verstopfte Toilette, der sie nicht beigekommen wäre, und das ohne Handschuhe.
Der 1993 im Alter von 35 Jahren verstorbene Werner Schwab wurde 1992 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet. In seinem erfolgreichsten Stück entwirft Schwab ein faszinierendes Sprachkunstwerk voller Komik und Poesie. Selten wurden kleinbürgerliche Verdrängungsrituale auf so virtuose Weise vorgeführt.
Anke Schubert studierte von 1978-81 Schauspiel und Regie an der Schauspielakademie in Zürich. Sie war zunächst als Schauspielerin tätig. Die Anfängerjahre in Zürich und Freiburg waren geprägt durch die Begegnung mit der Regisseurin Andrea Breth. Anschließende Engagements führten sie nach Basel, Darmstadt, Mainz und Wien. Von 1992-1995 gehörte sie dem Ensemble des Oberhausener Theaters an, von 1996-2006 war sie am Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert. Dort arbeitete sie u.a. mit den Regisseuren Burkhard Kosminski, Anna Badora, Wilfried Minks, Franz Xaver Kroetz und Jürgen Gosch. Seit 1998 lehrt sie als Dozentin an der Folkwang Hochschule in Essen das Fach Schauspiel/Rolle.
Die erste eigene Inszenierung realisierte Anke Schubert Anfang 2006 am Düsseldorfer Schauspielhaus mit „Nellie Goodbye“ von Lutz Hübner.
Inszenierung_Anke Schubert
Bühne_Martin Kukulies
Kostüme_Sabine Thoss
Mit_Claudia Fritzsche, Karin Kettling, Sabine Wegmann