Kleists Marquise von O. berichtet von einem Skandal: In einer Zeitungsannonce erklärt die junge Witwe Julietta von O, dass sie ohne ihr Wissen in andere Umstände gekommen sei. Der unbekannte Vater des erwarteten Kindes wird gebeten, sich zu melden. Sie wolle ihn aus Rücksicht auf die Familie heiraten, auch wenn diese sie wegen des vermeintlichen Fehltritts verstoßen hat. In dem Bewusstsein ihrer völligen Unschuld zieht sich Julietta von der Gesellschaft und deren Konventionen zurück, entwickelt eigene Werte und ein unangepasstes Selbstbewusstsein. Als der ihr bekannte Graf F, der sie während der Besatzungszeit vor dem sexuellen Übergriff durch feindliche Soldaten bewahrte, sich zu seiner Vaterschaft bekennt, heiratet sie ihn. Aber seine Gewalttat, ihr angetan in einem Ohnmachtsanfall, verzeiht sie ihm erst sehr viel später.
Christoph Hein erzählt in Drachenblut die Geschichte der Ärztin Claudia, die scheinbar unverwundbar dahin lebt. Sie hat sich in ihrem Klinikjob und in ihrer Einzimmerwohnung eingerichtet. Ein angepasstes Leben, ausgerichtet auf Effizienz: Das Scheitern ihrer ersten Ehe ist für sie mehr ein Irrtum als eine emotionale Katastrophe. Auch die Beziehung zu ihrem jetzt verstorbenen „fremden Freund“ diente eher der Triebabfuhr als einem inneren Bedürfnis. Einen dunklen Punkt gibt es aber auch in ihrer Vergangenheit.
Regie: Armin Petras, Bühne: Annette Riedel, Kostüme: Aino Laberenz, Musik: Johannes Hofmann, Dramaturgie: Carmen Wolfram
Mit: Fritzi Haberlandt, Cristin König, Katharina Knap, Hans Löw, Astrid Meyerfeldt, Maximilian Simonischek