Wie in einer Halluzination blickt Johannes Schrettle in „Die Kunden werden unruhig“ in eine Gegenwart der Kontrolle und Sicherheit, eine Gegenwart der Bankomaten und genormten Architekturen. In Zeiten der emotionellen Faulheit lungern Tauben auf zerbröckelnden Dächern und genießen den Untergang des
Abendlandes.
In Schrettles Stück gibt es eine Frei Schaffende, einen nervösen Kollegen und eine Führungskraft. Drei
Schauspieler treffen aufeinander auf dem RAW-Gelände, ein inzwischen unsicheres Gelände, das Dach ist undicht, Stromschwankungen, draußen scheint der Bürgerkrieg zu toben, drinnen auch. Sie sind die
Protagonisten eines kapitalistischen Trashmärchens vom Untergang des Bankenlandes. Und sie sind
Teilnehmer einer Versuchsanordnung mit Coachingmaßnahmen, die abgelegen in einem Tagungshotel
stattfindet.
Die Grenzen zwischen Bühnenrealität und dramatischer Fiktion verschwimmen zusehends. Niemand weiß mehr, wo es lang geht, eine Welt der Unsicherheiten, Sex-, Revolutions- und Schlaflosigkeit macht sich breit, eine Welt des grenzenlosen Kapitalismus, in der es abseits von Kontoständen wenig Gewissheiten gibt. Ein Psychothriller entspinnt sich, indem Figuren und Spieler zu Marionetten desselben Unternehmens, derselben Inszenierung werden, die jeden Moment zu platzen droht.
Christina Emig-Könning, ehemals künstlerische Leiterin der Theaterkapelle, die Ende 2013 schließen
musste, inszeniert mit ihrem neuen Team die „DIE KUNDEN WERDEN UNRUHIG“ von Johannes Schrettle – nach der Uraufführung in Osnabrück und die erste Premiere in Berlin 2013 erfährt der hochbegabte Grazer Autor die neue Berlin-Premiere. Das Stück ist ein formvollendetes Symbol für die Situation der Freien Szene insgesamt.
Regie: Christina Emig-Könning
Produktion / Dramaturgie / Assistenz: Anke Wagner, Julia Fahle
Ausstattung: Olf Kreisel
Technik / Beleuchtung: Holger Duhn
mit Maren Claus, Eva Paulina Loska, Peter Schmalz.
Weitere Aufführungen:
18. /19./ 31. Oktober und 1./ 2. November 2014, jeweils um 20 Uhr
Eintrittskarten 12,- € / ermäßigt 8,- €
Eine Emig-Könning Produktion, gefördert vom Kulturamt Friedrichshain–Kreuzberg