Während Maggie danach strebt, den eigenen Kinderwunsch mit einem Leben als aufgeklärte Frau und modernes Paar zu vereinen, kämpft Brick mit Depressionen, ausgelöst durch das Ende seiner Sportlerkarriere und den Tod seines Jugendfreundes Skipper. Er ertränkt sie in Alkohol, was den Vorwurf von Versagen und Impotenz nach sich zieht, zudem Mutmaßungen über eine homoerotische Beziehung zu Skipper.
Mitten in diese aufgeladene Stimmung platzt die Nachricht, dass Big Daddy unheilbar und bereits im Endstadium an Krebs erkrankt ist: Die Party wird zum Totentanz. Draußen zieht ein Sturm auf und pfercht die Familienmitglieder zusammen. Drinnen werden die Stürme zu Orkanen: Die Konflikte eskalieren. Im Beisein von Doktor Baugh und Reverend Tooker, versucht Mutter Pollitt den Laden zusammenzuhalten – wütend über den Streit ums Erbe und die vermeintliche Habgier von Gooper und Mae, verzweifelt über Bricks Alkoholsucht und Maggies Kinderlosigkeit, sowie in Trauer über den bevorstehenden Verlust ihres Partners und des gemeinsamen Konstruktes.
Tennessee Williams‘ Text von 1955 ist in seinem Geflecht aus Lieben, Lügen, Leiden ein neuzeitlicher Klassiker. Im Mikrokosmos Familie stellt er unterschiedlichste Lebensmodelle zur Diskussion, lässt individuelle Bedürfnisse, Nöte und Sehnsüchte aufeinanderprallen, erzählt von Abhängigkeiten und Dynamiken. Seine Figuren sind allesamt Opfer und Täter zugleich: nahbar in ihrer Suche nach Schutz, Verständnis und Wärme, aber ebenso brutal in ihrem Trieb nach Bestätigung, Profilierung und Vorteil. Nervöse Katzen auf einem heißen Blechdach, die den Entschluss zum Absprung so lange hinauszögern, bis die Hitze unerträglich wird. Hier schenkt sich niemand nichts – was einer gewissen Komik nicht entbehrt.
Regie Anne Lenk
Bühne Judith Oswald
Kostüme Sibylle Wallum
Musik Ingo Schröder
Licht Cornelia Gloth
Dramaturgie David Heiligers
MIT Julischka Eichel, Lorena Handschin, Jonas Hien, Frieder Langenberger, Miriam Maertens, Ulrich Matthes, Jeremy Mockridge, Andri Schenardi