Bertolt Brecht schrieb DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE 1929/30 vor dem Hintergrund der grossen Weltwirtschaftskrise, angelehnt an Friedrich Schiller und Karl Marx. Börsenspekulationen prägen das Geschehen an Chicagos Viehbörse. Der Fleischkönig Pierpont Mauler, der durch Insidergeschäfte die Börse kontrolliert und dadurch den Markt künstlich zu regulieren vermag, spielt mit dem Gedanken, sich aus dem „blutigen“ Geschäft zurückzuziehen. Um für seine Anteile einen angemessenen Preis zu erzielen, will er zunächst aber seinen Konkurrenten Lennox niederringen – mit fatalen Folgen für die Arbeiter der Fleischfabriken.
Johanna Dark, eine Heilsarmeesoldatin der „Schwarzen Strohhüte“ macht sich auf, den entlassenen und hungernden Arbeitern zu helfen und wendet sich schliesslich an Mauler. Dieser will sie von der Schlechtigkeit der Armen überzeugen – doch Johanna glaubt an das Gute in jedem Menschen und erkennt in der Armut der Arbeiter den Grund allen Unglücks. Als sich kurze Zeit später das Blatt an der Börse wieder wendet und Mauler durch Niedriglöhne seine Monopolstellung am Fleischmarkt
zu festigen sucht, bahnt sich ein Generalstreik der Arbeiter an. Johanna solidarisiert sich mit ihnen – doch sie vermag die Katastrophe nicht zu verhindern.
Bertolt Brecht schrieb „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ 1929/30 zur Zeit der Massenarbeitslosigkeit und vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise, wobei ihm Friedrich Schillers „Die Jungfrau von Orléans“ als Vorbild und Reibungsfläche diente und auch seine intensive
Beschäftigung mit Karl Marx’ „Das Kapital“ in seine Überlegungen zum Stück mit einfloss. Der Text wurde 1932 in einer gekürzten Hörspielfassung von Radio Berlin ausgestrahlt, zur Uraufführung am Schauspielhaus Hamburg kam es aufgrund der politischen Situation erst 1959, drei Jahre nach Brechts Tod.
Sebastian Baumgarten, 1969 in Ostberlin geboren, studierte Opernregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Seit 1992 arbeitet Baumgarten sowohl als Schauspiel- als auch als Opernregisseur u.a. in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Zürich, Kopenhagen sowie an der
Dresdner Semperoper. Von 1999 bis 2002 war er Oberspielleiter für Musiktheater am Staatstheater Kassel und von 2003 bis 2005 Chefregisseur am Meininger Theater. Für seine „Orest“-Inszenierung 2006 an der Komischen Oper Berlin wählten ihn die Kritiker der Zeitschrift „Opernwelt“
zum Regisseur des Jahres. An der Semperoper Dresden brachte Baumgarten u.a. 2007 Brittens „Peter Grimes“ auf die Bühne. 2011 eröffnete er mit Wagners „Tannhäuser“ die 100. Bayreuther Festspiele. Am
Schauspielhaus Zürich inszenierte er in der Spielzeit 2010/11 „Die Affäre Rue de Lourcine“ von Eugène Labiche.
DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE
von Bertolt Brecht
Regie Sebastian Baumgarten
Bühne Thilo Reuther
Kostüme Jana Findeklee, Joki Tewes
Musik Jean-Paul Brodbeck
Video Stefan Bischoff
Licht Gerhard Patzelt
Dramaturgie Andrea Schwieter
Mit:
Johanna Dark Yvon Jansen
Mauler Markus Scheumann
Cridle Jan Bluthardt
Graham Lukas Holzhausen
Slift Carolin Conrad
Frau Luckerniddle Isabelle Menke
Gloomb Samuel Braun
Paulus Snyder Sean McDonagh
Mulberry/Arbeiterführer Gottfried Breitfuss
Martha Alejandra Cardona
Live-Piano Jean-Paul Brodbeck
Weitere Vorstellungen im Pfauen:
1./ 10./ 11./ 16./ 19./ 23./ 28./ 29. Oktober, 20 Uhr
7./14. Oktober, 15 Uhr
Weitere Vorstellungen im November und Dezember sind in Planung.