Unterwegs begegnen den beiden Wanderern alle Ausprägungen menschlicher Schlechtigkeit, überall Sünder, die unter schrecklichen Folterqualen ihre Strafe verbüßen. Nichtsdestotrotz kann man sich Dantes scharf gezeichneten Figuren kaum entziehen, gewinnen sie ihre Überzeugungskraft doch aus dem Tod. Sie wirken so äußerst lebensprall, gerade weil sie nicht am Leben sind. Es ist erstaunlich: Man sucht die Toten dort auf, wo sie sich selbst und anderen nicht entrinnen können.
Ihre Sehnsucht nach der Oberwelt ist größer als unsere nach dem Totenreich, beide sind unstillbar. Und es stellt sich die Frage, ob wir nach dem Durchqueren dieser wohleingerichteten antik-christlichen Gerechtigkeitsmaschine zustimmen: Es soll die Wand zwischen Lebenden und Toten, gegen die wir anrennen, nicht weggedacht werden.
Johannes Schütz Bühnenbildner (»Michael Kohlhaas«, »Der Idiot«), Regisseur und Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie, erweckt die schlafenden Räume rund um das Schauspielhaus nach Motiven Dantes zu neuem Leben. Die dunklen Orte und verschatteten Ecken des Theaters werden zu Stationen von Dantes und Vergils Jenseitsreise, die das Publikum gemeinsam mit den beiden wohl berühmtesten Wanderern der Literaturgeschichte vollzieht.
Mit: Karen Damen, Glenn Goltz, Andreas Grothgar, Lieke Hoppe, Thomas Kitsche, Kilian Land, Rainer Philippi —
Regie und Bühne: Johannes Schütz
Mitarbeit Bühne: Ruth Groß
Kostüm: Astrid Klein
Video: Matthias Neuenhofer
Musik: Karsten Riedel
Dramaturgie: Janine Ortiz
Weitere Spieltermine: 10., 12. und 18.6. sowie 10. und 11.7. um jeweils 20 Uhr.
Bild: Dante Alighieri