Ein Debut, mit dem er groß rausgekommen ist. Diese Verwertung ist auch den Frauen nicht entgangen. Überhaupt war ihm das jeweilige Ende der Beziehungen nicht gelungen. Jahre später tritt er eine Reise an und inszeniert auf die immer gleiche Weise, im immer gleichen Ambiente
Wiederbegegnungen.
Er bezieht Hotelzimmer, bei denen nur der Blick aus dem Fenster erkennen lässt, in welcher Stadt man sich gerade befindet, und erwartet dort seine früheren Geliebten. Nun stehen sie vor ihm, eingebunden in diese seltsame Versuchsanordnung, wartend auf den Grund der Einladung. Den bleibt er ihnen schuldig. Nur, dass er heiraten werde, sagt er, und dass er seine Zukunft nicht beginnen möchte ohne seine Vergangenheit.
Zurückgeworfen auf die eigenen Erwartungen stürzen die Anwesenden durch Massenvon Erinnerungsmaterial. Das meiste wird nicht zur Sprache kommen, denn geredet wird wenig, und dort, wo geredet wird, lässt sich das Erinnerte nicht in Deckung bringen. Der Kampf um die Erzählung der einst gemeinsamen Zeit beginnt, eine Aufräumarbeit erbarmungslosen Ausmaßes, nach der keiner von ihnen mehr mit dem Bild dieser Beziehung das Hotelzimmer verlassen kann, mit dem er eingetreten ist. Guter dramatischer Stoff. Das weiß vermutlich auch der Mann.
Neil LaBute, 1961 in Detroitgeboren, gehört zu den meist gespielten US-Dramatikern. Seine Stücke werfen einen sehr genauen und schonungslosen Blick auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, auf ihre Verwerfungen und moralischen Untiefen. Sie kreisen um Schuld und Verrat. In »Some Girl(s)« zeigt sich, dass die bitterste Form des Verrats, der Liebesverrat, sich nicht ahnden lässt. Er lässt sich auch nicht sühnen. Aber er ist in seiner Grausamkeit faszinierend.
Some Girl(s)
von Neil LaBute
Deutschsprachige Erstaufführung
Regie: Dieter Giesing
Bühne: Erich Wonder
Kostüme: Marion Münch
Musik: Jens Thomas
Dramaturgie: Judith Gerstenberg