Ohnehin scheint dieser Frieden nur ein Übergang zum nächsten Krieg zu sein. Der Krieg ist kein Ausnahmezustand mehr in dieser Gesellschaft. Im Gegenteil: er ist eine perfide Form des Alltags.
Hanoch Levin, einer der wichtigsten Theatermacher Israels, beschreibt in Mord einen Zeitraum von 10 Jahren, in denen der Vater vom Trauernden zum Täter und schließlich selbst zum Opfer wird. Das Opfer einer Gewalt, die ursprungslos geworden ist und der sich eben deshalb niemand entziehen kann.
Dabei geht Levin über die konkreten politischen Dimensionen des palästinensisch-israelischen Konflikts hinaus.
Es geht in diesem Stück um die Menschen auf beiden Seiten, die aufgehört haben, nach dem Warum zu fragen. Levin stellt die grundsätzliche Frage nach einer zerstörerischen Gewalt, die sich so weit in die Tiefen einer Gesellschaft hineinfrisst, dass kein „normales Leben“ mehr möglich ist.
Mord? Oder Totschlag? Beihilfe? Unschuld? Was tun, wenn das Rechtssystem, das diese Fragen abwägen sollte, verhindert ist? Sei es durch Krieg, Ausnahmezustand oder einfach, weil die Menschen und die Situationen so kompliziert sind? Wie nun mal die Menschen sind. Zusammen lassen all diese Fragen ein Labyrinth entstehen, in dem sich sämtliche Figuren des Stückes verfangen. Es gibt kein Entrinnen. Sie tanzen auf einem riesigen Pulverfass ihren Tanz. Gewalt bricht dabei in Komik um. Das Grausame ist nicht auszuhalten. Oder doch – wo wir es doch zu Genüge aus den Nachrichten kennen? Und irgendwo in diesem Labyrinth irrt noch die Gerechtigkeit. Sie ist schon lange verloren. Alle Beteiligten rufen laut nach ihr, nur vermag niemand, sich ihr zu stellen … Eine makabre Tragikomödie über Mord und Totschlag. Genau die richtige Unterhaltung für hier und jetzt.
Wojtek Klemm
Deutsch von Matthias Naumann
Regie: Wojtek Klemm
Bühne: Magdalena Gut
Kostüme: Julia Kornacka
Musik: Micha Kaplan
Choreographie: Efrat Stempler
Dramaturgie: Verena Elisabet Eitel
Boris Burgstaller, Berit Jentzsch, Sebastian Klein, Katharina Knap, Florian Rummel, Michael Stiller, Nathalie Thiede
Sa., 14.03.2015
20:00 Uhr
Nord
Mo., 30.03.2015
20:00 Uhr
Nord
18:30 Uhr Stuttgart×Blicke: Erzählen vom Krieg (Foyer Nord)
So., 12.04.2015
20:00 Uhr
Nord
19:30 Uhr Einführung
Di., 26.05.2015
20:00 Uhr
Nord