Ihre Liebe begann 1924 in Marburg. Heidegger ging auf die Vierzig zu, war verheiratet und Professor für Philosophie an der Universität Marburg. Arendt war achtzehn, seine beste Schülerin, scharf im Denken und unnachgiebig im Fragen. „Heidegger hat mich die Welt sehen und begreifen gelehrt und mir bei alledem das Empfinden verschafft, er führe mich zu mir selbst“, so Hannah Arendt in einem Interview. Doch die Geschichte und die menschliche Katastrophe des Nationalsozialismus trennte sie. Hannah Arendt war Jüdin.
Nach Hitlers Aufstieg floh Arendt aus Deutschland, während sich Heidegger für den Nationalsozialismus engagierte und Rektor der Universität Freiburg wurde. Elf Monate unterstützte er die Hitlerdiktatur, dann trat er vom Rektorat zurück und sprach sich weder für noch gegen sie aus. Nach Ende des Krieges wurde Heidegger Lehrverbot erteilt.
Antoine Raults Stück spielt 1950. Hannah Arendt kommt zum ersten Mal wieder nach Deutschland zurück und trifft sich mit Heidegger am 7. Februar – dem Jahrestag ihres ersten Liebesrausches – für eine Nacht in einem Hotelzimmer in Freiburg. Sie verlangt Rechenschaft für sein Verhalten während der Nazidiktatur und für sein unerbittliches Schweigen danach.
Mit „Hannahs Dämon-2 hat Antoine Rault einen spannenden und intelligenten Theatertext geschrieben. Die lebendigen und messerscharfen Dialoge offenbaren philosophische und politische Ansichten und thematisieren die Frage der individuellen Verantwortung für gesellschaftliche Prozesse
Bogdan Koca (Regie, Bühne und Kostüme) arbeitet als Schauspieler, Dramatiker, Regisseur, Schauspiellehrer, Komponist, Bühnen- und Kostümbildner. Er studierte Schauspiel an der Warschauer Theaterakademie, war anschließend am Polnischen Theater in Wrocław engagiert und wurde für seine Darstellungen mit zahlreichen Preisen geehrt. Aus dem sozialistischen Polen emigrierte er Ende der 1970er Jahre nach Australien und etablierte in Sydney die Thalia Theatre Company und später das Sydney Art Theatre, wo er eigene Stücke ebenso inszenierte wie europäische Dramatik von Shakespeare bis Gombrowicz. 1994-1997 war er Leiter des Departments Schauspiel der University of Western Sydney. Für seine schauspielerische Leistung in „Ghosts … oft the Civil Dead“ (1988) wurde er für die Australian Film Industry Awards als bester Nebendarsteller nominiert, sein Stück „Mein Name ist Soundso“ wurde für den Green Room Award vorgeschlagen. Nach Polen zurückgekehrt, leitete er 2009-2013 das Cyprian Kamil Norwid Theater in Jelenia Góra, wo er u. a. Gerhart Hauptmanns „Schwarze Maske“ inszenierte. Am Schauspiel Chemnitz inszenierte Bogdan Koca in der Spielzeit 2013/2014 „Mein Name ist Soundso“ (Koca) und „Hamlet“ (Shakespeare).
Aus dem Französischen von Anette und Paul Bäcker
Regie, Bühne und Kostüme: Bogdan Koca
mit: Ulrike Euen (Hannah Arendt), Ulrich Lenk (Martin Heidegger), Christine Gabsch (Elfriede Heidegger), Ulrich Blöcher (Heinrich Blücher)
Die nächsten Vorstellungen:
27. November und 14. Dezember, je 20.00 Uhr