Ein zwölfjähriges Mädchen, das vor der Kirche Tauben füttert. Ein Elfjähriger, der in den Schließfächern im Schwimmbad nach vergessenen Münzen sucht. Sind es wirklich nur harmlos spielende Kinder? Wenig später gibt es eine Explosion in der Mülldeponie. Und ein zweites grünes Paket taucht im Einkaufszentrum auf. Die Lage ist eindeutig, der Zugriff unvermeidlich. Während sich ein Spezial-Roboter vorsichtig dem herrenlosen Paket nähert, wirft sich dem zehnjährigen Mädchen ein vielköpfiges, schwerbewaffnetes Sondereinsatzkommando entgegen.
Marius von Mayenburg treibt in Freie Sicht die Paranoia und das Sicherheitsbedürfnis einer Gesellschaft im Angesicht von Amok, Krieg und Terror auf die Spitze. Mit so ausgelassener Komik wie erschreckender Härte und in Texten voller übersteigerter Hysterie und pulsierender Dringlichkeit befragt er eine von Angst bestimmte Welt, in der Realitäten verschwimmen und noch die harmlosesten Dinge zur Bedrohung werden. Bis es schließlich nur noch eine Lösung gibt: Freie Sicht für den finalen Schuss.
Der 1972 in München geborene Dramatiker Marius von Mayenburg forscht in seinen klaustrophobischen Familienstücken und grotesk verzerrten Komödien nach den Albträumen des Alltäglichen. Seine Stücke wie Feuergesicht, Eldorado und Der Hässliche sind in zahlreiche Sprachen übersetzt und werden weltweit inszeniert. Freie Sicht wurde 2008 beim australischen Adelaide Bank Festival of Arts uraufgeführt.
Inszenierung: Burkhard C. Kosminski –
Bühne: Florian Etti –
Kostüme: Ute Lindenberg –
Musik: Hans Platzgumer –
Video: Marc Reisner –
Dramaturgie: Katharina Blumenkamp
Mit Jenny König, Silja von Kriegstein, Anke Schubert; Sven Prietz, Klaus Rodewald, Peter Rühring
Weitere Vorstellungen: 10., 15. und 20. Oktober 2009
www.nationaltheater-mannheim.de