Eine Theaterschauspielerin und Performerin lässt sich von einem Mann über ihre Biographie interviewen, gerät dabei immer
tiefer in Bedrängnis und sieht schliesslich ihre Existenzberechtigung
in Frage gestellt …
Der am Schauspielhaus ansonsten als Autor und Dramaturg tätige Thomas
Jonigk stellt sich mit der deutschsprachigen Erstaufführung von BIOKHRAPHIA ab dem 13. Januar 2011 in der Kammer des Pfauen dem Zürcher Publikum erstmals auch als Regisseur vor.
Ein Mann. Eine Frau. Sie ist Künstlerin, Theaterschauspielerin und Performerin, er ihr Interviewer. Aus einem zunächst rein informativen, öffentlichen Dialog über ihre Biographie sowie ihr künstlerisches und politisches Wirken entwickelt sich eine zunehmend beklemmende Gesprächssituation, in der Gegensatzpaare zu Feinden werden: Mann und Frau, Kunst und Kommerz, Individuum und Zensur. Die Künstlerin wird mehr und mehr in die Defensive getrieben, ihre Autonomie, ihre Individualität, ihre Existenzberechtigung als Theaterschaffende und als Frau wird auf immer surrealere Weise in Frage gestellt.
BIOKHRAPHIA ist ein Stück über das Unheimliche, in dem der Mensch einen vollständigen Wahrnehmungs- und Kontrollverlust erleidet, da sich ihm die Werkzeuge von Logik, Kausalität und Diskurs immer mehr entziehen.
Lina Saneh und Rabih Mroué, 1966 bzw. 1967 im Libanon geboren, sind Autoren, Performer, Videokünstler und oft auch ihre eigenen Darsteller – so auch bei der Uraufführung von BIOKHRAPHIA in Beirut. Ihre Arbeiten beschäftigen sich nicht vorrangig mit dem Islam – ein Thema, auf das das Abendland Kunst aus dem arabischen Kulturkreis zur Zeit gerne reduziert. In Frankreich sind Saneh und Mroué bereits gefeierte Theaterkünstler, nun wird in Zürich zum ersten Mal einer ihrer Texte auch in deutscher Sprache aufgeführt.
Thomas Jonigk, 1966 in Eckernförde geboren, studierte Mediävistik, Neuere Deutsche Literatur und Theaterwissenschaft in Berlin. Neben seiner Tätigkeit als Theater- und Romanautor sowie Librettist arbeitet Jonigk auch als Dramaturg und Regisseur: Er inszenierte sowohl eigene Texte wie „Rottweiler“ an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, „Liebe Kannibalen Godard“ am Luzerner Theater oder das Dramolett „Ach, da bist du ja!“ am Düsseldorfer Schauspielhaus sowie auch Theaterstücke anderer Autoren u.a. am Schauspielhaus Wien, dem er von 1997 bis 1999 als Chefdramaturg angehörte. Jonigks Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet.
Aktuelle Projekte sind u.a. die 10-teilige Fernsehdokumentation „Düsseldorf,
mon Amour“ (Regie: Luk Perceval), für die Jonigk das Drehbuch schrieb, sowie das Libretto „Der Sandmann“, das der Komponist Andrea Lorenzo Scartazzini für das Theater Basel vertont. Als Musikdramaturg arbeitete er u.a. an der Opéra National de Lyon, der Deutschen Oper am Rhein und bei den Salzburger Festspielen. Im Mai 2011 ist von ihm das Stück „Die Täter“ (Regie: Daniela Löffner) am Schauspielhaus Zürich zu sehen.
Regie Thomas Jonigk
Bühne und Kostüme Ricarda Beilharz
Video Andi A. Müller
Dramaturgie Andrea Schwieter
Mit:
Künstlerin Susanne-Marie Wrage
Mann Ludwig Boettger
Weitere Vorstellungen im Pfauen/Kammer:
14./ 18./ 19./ 28. Januar, jeweils 20 Uhr
Weitere Vorstellungen im Februar und März 2011 sind in Planung