Klytaimnestra sinnt Rache und erschlägt gemeinsam mit Aigisthos den Ehemann heimtückisch im Bad. Agamemnons Sohn Orestes trifft am Grab des Vaters auf seine Schwester Elektra. Gemeinsam beschließen sie, den grausamen Mord am Vater zu rächen und die Mutter samt Liebhaber zu morden. Doch kaum ist die Tat an Klytaimnestra und Aigisthos verübt, treten die Erinnyen, die Rachegöttinnen der getöteten Mutter, auf den Plan und beginnen Orestes zu verfolgen. Apollon schickt Orestes nach Athen. Dort bestimmt Pallas Athene, die beiden verfeindeten Parteien – Orestes und der Gott Apollon auf der einen und die Rachegöttinnen der Mutter auf der anderen Seite – in Form eines Gerichtsprozesses aufeinandertreffen zu lassen, an deren Ende ein Geschworenengericht über Recht und Unrecht entscheiden soll…
In seinem 458 v. Chr. uraufgeführten Werk lässt Aischylos die letzten markerschütternden Auswüchse des Fluchs der Atriden lebendig werden, der über Generationen hinweg das Prinzip der Blutrache als alleiniges Mittel der Konfliktlösung weiterträgt. Auge um Auge, Zahn um Zahn wird Vergeltung am anderen geübt – und der Begriff der Gerechtigkeit zur Rechtfertigung für den Tyrannenmord
missbraucht.
Die einzige erhaltene Tragödientrilogie der antiken Dichtung [1] thematisiert jedoch nicht nur das Prinzip »Sühne durch Blutrache«, sondern legt im gleichen Moment den Grundstein für den Übergang von einer Gerichtsbarkeit der Götter hin zu einer Rechtsprechung auf Grundlage eines von Vertretern des Volkes zusammengesetzten Gerichts.
Mark Zurmühle untersucht in seiner Inszenierung die Dimensionen, die das Thema der Rache in einer Zeit einzunehmen vermag, in der die Möglichkeiten direkter Einflussnahme des Individuums zunehmend schwinden und das Gefühl der Ohnmacht angesichts immer komplexer und abstrakter werdender Zusammenhänge wächst – eine Zeit, in der sich die Frage nach einer möglichen Berechtigung von Vergeltungsschlägen leise als moralisches Dilemma mit erheblichem Konfliktpotential breit macht. Unter diesem Blickwinkel betrachtet erlangt der Chor in Aischylos‘ ORESTIE als ohnmächtiger Beobachter und Kommentator gerade im 21. Jhd. wieder besondere Relevanz.
DIE ORESTIE in ihrer heute erhaltenen Form setzt sich aus den Teilen AGAMEMNON, CHOEPHOREN und EUMENIDEN zusammen. Das Satyrspiel, das zu Lebzeiten Aischylos‘ üblicherweise auf die Aufführung einer Trilogie beim Tragödienwettstreit der antiken Dichter folgte – und somit ursprünglich eine Tetralogie abschloss –, ist nicht erhalten.
Inszenierung > Mark Zurmühle
Bühnenbild > Eleonore Bircher
Kostüme > Ilka Kops
Musik > Jan Exner
Dramaturgie > Lutz Keßler
ELEKTRA/ IPHIGENIE/ PYTHIA/ Chor > Marie-Thérèse Fontheim KLYTAIMNESTRA, Chor > Angelika Fornell KASSANDRA/ AMME/ ATHENE/ Chor > Marie-Kristien Heger ORESTES/ WÄCHTER/ Chor > Roland Bonjour HEROLD/ Chor > Jan Exner AGAMEMNON/ APOLLON/ Chor > Andreas Jeßing ORESTES, Chor > Alois Reinhardt AIGISTHOS/ Chor > Ronny Thalmeyer GRABSCHMÜCKERINNEN > Gebärdenchor in Kooperation mit dem Seminar für Deutsche Philologie
In Kooperation mit dem Seminar für Deutsche Philologie der Georg-August-Universität Göttingen
Gebärdenübersetzung Daniela Happ, Jana Hosemann Gebärdendolmetscherin Undine Schäfer
17. April 2012, 19:45 Uhr
27. April 2012, 19:45 Uhr
4. Mai 2012, 19:45 Uhr
14. Mai 2012, 19:45 Uhr
24. Mai 2012, 19:45 Uhr
30. Mai 2012, 19:45 Uhr