Diese Gedanken gehen Arda durch den Kopf, als Arda eine Rolle in Wagners Ring angeboten wird. Necati Öziri hat sich mit Richard Wagners Kosmos, überwältigender Musik und Erzählung auseinandergesetzt und liefert uns eine längst notwendige Überschreibung, indem er uns die Frage nach der deutschen Identität mit aufrüttelnder Dringlichkeit aus der Perspektive eines Gastarbeiterkindes stellt.
Richard Wagner schrieb ein viertel Jahrhundert lang an seiner Tetralogie, die zusammen ohne Pause mehr als 14 Stunden dauert. Ein kathartisches Erlebnis, auf dass sich Arda einlässt, um sich auf die Rolle vorzubereiten. Mit musikalischer Durchschlagskraft verschaffen sich die bei Wagner machtlosen Figuren Raum. Brünnhilde klagt den Vater und sein unterdrückerisches System an und fordert Freiheit für sich und ihre Schwestern.
Alberich, der von den listigen Göttern sowohl um seinen Schatz als auch die Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden gebracht wurde, löst sich endgültig vom verzerrten Bild, das ihm die verhasste Elite gespiegelt hat und dem er niemals genügen kann. Erda, Riesin und Erdgöttin schildert die Geschicke des wagnerschen Kosmos aus ihrer Perspektive und die Kinder der Riesen Fasolt und Fafner, die einst Walhall erbauten ermutigen uns die Sichtweise zu wechseln und den Bau der Burg aus den Augen der Kinder der gastarbeitenden Riesen zu betrachten. Feministisch, direkt und ohne mythische Verklärung schafft auch Fricka den Absprung und trennt sich von ihrem alten ich, der Ehefrau eines Tyrannen, die sich auf ein Leben in Freiheit und nach ihren Bedürfnissen freut. Über all dem schwebt jedoch die Prophezeiung der drei Nornen, die Wotan und den Göttern vorhersagen, dass eine Revolte von unten auf sie zurollt.
Nach ihrer jugendbewegten, atmosphärisch-bildstarken Interpretation von Euripides‘ Bakchen widmet sich Julia Wissert der Neulektüre eines weiteren kanonischen Werkes und fragt nach dessen Bedeutung im Heute – eine inhaltliche und musikalische Auseinandersetzung mit Wagners Werk und dem deutschesten aller Mythen.
Regie Julia Wissert
Bühne Jana Wassong
Kostüme Nicola Gördes
Komposition/SND Design Yotam Schlezinger
Dramaturgie Jasco Viefhues
Theatervermittlung Sarah Jasinszczak
Licht Markus Fuchs
Ton Younes El-Ali
Regieassistenz Karl Georg Gierth
Bühnenbildassistenz Constanze Kriester
Kostümassistenz Alexandra Peronis
Inspizienz Christoph Öhl
Soufflage Britta Kalitzki
Arda Tamer Tahan
Brünnhilde Nika Mišković
Alberich Adi Hrustemović
Erda Sarah Quarshie
Fricka Antje Prust
Wotan Alexander Darkow
Live-Komponist*innen/Die Geschwister Dev Isabelle Pabst, Maika Küster
Live-Musik Yotam Schlezinger
3 Nornen/Rheintöchter Regine Anacker, Heike Lorenz, Katrin Osbelt, Sylvia Reusse, Regina Schott
Die nächsten Vorstellungen sind am 21. Januar (18 Uhr) und 27. Januar (19.30 Uhr) sowie weitere Termine ab Februar.