Wer war nicht zugleich fasziniert von den genialen Streichen aber
auch schockiert von den brutalen Strafen? Wer erinnert sich nicht an jede einzelne Figur mit ihrer Geschichte? – An den Friedrich, der die Tiere quälte; an die Pauline, die das Zündeln nicht ließ; an die bösen Buben, die den Schwarzen neckten; an den wild um sich schießenden Jäger; an Konrad, der immerzu am Daumen lutschte; an den Suppen-Kaspar im Hungerstreik; an den Zappel-Philipp, der nie stillhalten konnte; an Hanns Guck-in-die-Luft, den Tagträumer; an den fliegenden Robert, der mit seinem Regenschirm davonflog? Wer war nicht neidisch auf ihre Untaten aber doch froh, sie nicht auszubaden?
Seit über 150 Jahren mit mehr als 540 Auflagen und Übersetzungen in alle
Weltsprachen und viele Dialekte, mit Vertonungen und Verfilmungen erfreut sich „Der Struwwelpeter“ immer noch weltweit wachsender Beliebtheit. Was ist also dran an Heinrich Hoffmanns Werk, das der Kinder- und Nervenarzt 1844 seinem dreijährigen Sohn zum Weihnachtsgeschenk machte? Ist es etwa der Reiz des Verbotenen oder ist es vielleicht die Genugtuung über die Bestrafung oder ist es am Ende gar ein Bisschen von Beidem? Tatsächlich sind nämlich der fliegende Robert, Hans-Guck-indie-Luft, Zappel-Philipp, Suppen-Kaspar, Daumenlutscher-Konrad, der wilde Jäger, die bösen Buben, Zündel-Pauline und der bitterböse Friedrich und sogar der Struwwelpeter selbst nur die Märtyrer unserer unbändigen kindlichen Phantasie, die sich in alledem ausgetobt haben, was wir so gern verbrochen hätten und die die volle Buße auf sich genommen haben, die wir dafür verdient hätten.
Zu Silvester schlägt nun Schauspieldirektor Peter Dehler mit seinem Ensemble,
musikalisch begleitet von Thomas Möckel und Mitgliedern der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin, den unsterblichen Kinderbuchklassiker noch einmal auf und erweckt Heinrich Hoffmanns Gruselkabinett der schwarzen Pädagogik zu einer schaurig-schönen Revue.
Für die Bühne bearbeitet von Peter Dehler mit Musik von Thomas Möckel
Weitere Vorstellung: 21. Januar 2009 um 19.30 Uhr im Großen Haus
Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123;
kasse@theater-schwerin.de