Er zieht sich zurück in die Passivität einer reflektierenden Haltung. Zugleich gibt es das Szenario einer »Parallelaktion«, an der Ulrich sich beteiligen soll. Es ist um 1914 in Wien und das geplante Jubelfest zum 70. Thronjubiläum des Kaisers fällt, Ironie der Geschichte, mit dem Zusammenbruch der Monarchie und dem Ausbruch des 1. Weltkriegs zusammen. Ulrich begegnet zahlreichen Menschen mit Möglichkeiten und Anlagen, die er selbst hätte verwirklichen können, wenn er nicht der Mann ohne Eigenschaften wäre– der Symptomträger der Krankheiten der Moderne: Entscheidungsschwäche, Heimat- und Orientierungslosigkeit. Eine Biographie der Zufälle mündet im Untergang der bürgerlichen Welt.
Robert Musil schrieb von 1930 bis zu seinem Tod 1942 an diesem Jahrhundertroman, der Fragment geblieben ist und erst 1952 veröffentlicht wurde. Jetzt kommt dieser Schlüsseltext in einer neuen Fassung von Oliver Reese auf die Bühne der Kammerspiele, in denen bereits eine Adaption von Musils »Verwirrungen des Zöglings Törless« zu sehen sind. Oliver Reese, Chefdramaturg des Deutschen Theaters, inszenierte zuletzt sein Stück »Goebbels« in den Kammerspielen.
Regie Oliver Reese
Bühne Hansjörg Hartung
Kostüme Elina Schnizler
Darsteller Constanze Becker | Marie-Lou Sellem | Kathrin Wehlisch | Matthias Bundschuh | Alexander Khuon | Frank Seppeler | Bernd Stempel