Wie mit dieser Schuld leben? Hudetz versucht es mit Leugnen, vor sich und der Welt: „Ich war immer ein pflichttreuer Beamter“, so sein stetig geäußertes Mantra. Anna, die sich mitschuldig fühlt, bestätigt: „Ja, der Herr Hudetz hat das Signal rechtzeitig gestellt!“. Beiden wird geglaubt. Hudetz‘ Frau aber, die beharrlich seinen Fehler verkündet, wird im Dorf als Lügnerin geschnitten. Doch das schlechte Gewissen lässt Hudetz und Anna nicht los ...
Theodor Fontane hatte schon Recht: „Das, was wir ein böses Gewissen nennen, ist ja immer ein gutes Gewissen. Es ist das Gute, was sich in uns erhebt und uns bei uns selber verklagt.“ Denn es zeigt sich unsere Menschlichkeit in diesem nagenden Etwas, das uns nicht ruhen lässt, das uns zwingt, uns zu äußern, die „böse Tat“ zu gestehen.
Das Stück ist Teil von Horváths zweiter Schaffensperiode. Bis 1933 war Berlin die künstlerische Heimat des österreichisch-ungarischen Schriftstellers, hier hatte er seine großen Volksstücke geschrieben:
Geschichten aus dem Wienerwald, Kasimir und Karoline, Glaube Liebe Hoffnung. Mit dem Erstarken der Nazis verlor Berlin seinen Status als intellektuelles und künstlerisches Zentrum Europas – und Horváth seine emotionale Heimat. Die folgenden Werke spiegeln keine aktuellen gesellschaftlichen Umbrüche mehr, sondern gehen auf grundsätzliche Fragen des Lebens ein. Und: Das Jenseits bekommt Raum bei einem Autor, der bis dahin als nüchterner Beobachter seiner Zeit solch mystische Anwandlungen mied.
INSZENIERUNG
Thomas Krauß | Schauspieldirektor des TLT
BÜHNE & KOSTÜME
Ursula Beutler
MIT
Thomas Hudetz, Stationsvorstand ....................... Falk Seifert
Frau Hudetz ................................................... Antje Weiser
Alfons, Frau Hudetz' Bruder, Drogeriebesitzer ....... Jan-Hinnerk Arnke
Wirt zum "Wilden Mann" .................................... Helmuth A. Häusler
Anna, Tochter vom Wirt zum "Wilden Mann"........... Marion Fuhs
Ferdinand, ihr Verlobter .................................... Sergej Gößner
Leni, Kellnerin beim "Wilden Mann" ..................... Ulrike Lasta
Frau Leimgruber ............................................. Janine Wegener
Gendarm ....................................................... Timo Senff
Waldarbeiter, Kriminaler .................................... Benjamin Schardt
Vertreter, Staatsanwalt,
seliger Lokomotivführer Pokorny ......................... Andreas Wobig
Heizer Kohut, Gast ........................................... Michael Arnold
WEITERE VORSTELLUNGEN
Jänner: 21. (20.00), 24. (19.30), 28. (20.00), 29. (20.00), 30. (20.00)
Feber: 6. (20.00), 19. (20.00), 20. (20.00), 27. (20.00)
März: 5. (20.00)
EINFÜHRUNGSMATINEE ZU
DER JÜNGSTE TAG
Sonntag, 11. Jänner 2015, 11.00 Uhr, Foyer Großes Haus, Eintritt frei