Doch der Reichtum ist nicht aus eigener Kraft entstanden. Er ist teuer erkauft. Rückblende: Die Stadt Güllen ist fast vollständig bankrott, die Bevölkerung verarmt. Da kündigt sich hoher Besuch an, mit dem hochfliegende Erwartungen verknüpft sind: Claire Zachanassian, gebürtige Güllenerin, kehrt nach Jahren im Ausland in ihre Heimatstadt zurück. Sie hat es zu unermesslichem Reichtum gebracht und ist Inhaberin eines multinationalen Konzerns. Die Stadtelite hofft auf eine großzügige Zuwendung. Doch die Milliardärin hat anderes im Sinn. Sie fordert Gerechtigkeit und sinnt auf Rache. Rache an ihrem ehemaligen Geliebten Ill, der sie einst mit einem Kind sitzen ließ. Nun verlangt sie seine Ermordung. Ihr Gegenangebot dafür: Die vollständige Bereinigung der Finanzmisere. Die anfängliche Empörung der Güllener Bürger weicht rasch einer pragmatischen Güterabwägung. Zachanassian wartet. Und die Güllener suchen nach Wegen zur Rechtfertigung des Mordes: Ill stirbt. Dürrenmatts Klassiker ist eine Polemik. Er spitzt die Frage nach den Legitimationsstrategien gesellschaftlichen Handelns auf die Frage nach dem Wert des Geldes zu: Unter welchen Bedingungen ist die dünne Decke zivilisatorischer Vereinbarungen zum Einsturz zu bringen? Kurz: Was kostet der Mensch?
Inszenierung Volker Lösch
Kostüme Cary Gayler
Bühne Carola Reuther