Natürlich dürfen Tommy und Annika als ihre Spiel- und Weggefährten nicht fehlen. Sabrina Rocha und Guillermo de la Chica zeigen in der subtilen Choreographie von Katja Erdmann-Rajski ihre darstellerische Vielseitigkeit. Pippi stemmt ganz einfach wiehernde Pferde und Kühe, Polizisten und Einbrecher in die Luft. Sie ist in diesem Sinne ein Vorbild für die Frauen auf der ganzen Welt. "Ich bin das stärkste Mädchen der Welt!" postuliert sie deshalb selbstbewusst. Damit kann sie dann auch die Gespenster in der tiefblauen Dunkelheit besiegen.
Mit der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy ("Venetianisches Gondellied"), Domenico Scarlatti (Sonate in D-Dur) oder Claude Debussy ("Children's Corner") gelingt eine Performance voller harmonischer Vielstimmigkeit und thematischer Raffinesse. Geradezu meditativ wirken in diesem Zusammenhang die in magischer Zeitlupe interpretierten Gymnopedies No. 1 von Eric Satie. Aufgewachsen mit einem Engel als Mama, mit einem Seefahrer als Papa und ganz ohne erhobenen Zeigefinger gewinnt Lilly Bendl als Pippi Langstrumpf das Publikum für sich.
Obwohl die Onkel und Tanten in der Stadt fanden, dass das durchaus nicht ginge, setzt sich "Pippi Blaustrumpf" nicht nur mit ihrem wilden Tanz durch. Wenn es allerdings um ihre eigenen Regeln geht, ist sie streng zu sich selbst. Daraufhin dürfen alle Kinder in die Villa Kunterbunt, denn es sind Einbrecher unterwegs - und Pippi hat Angst um ihr Geld. Sie bittet die Kinder, darauf aufzupassen. Und die Kinder sind von Pippi völlig fasziniert. Als liebe und artige Kinder folgen Tommy und Annika Pippi Langstrumpf auf Schritt und Tritt. Das ist tänzerisch ausgesprochen reizvoll anzusehen. Sie wischt auch geradezu tänzerisch ihren Fußboden und gleitet wie eine stolze Eisprinzessin über den Boden.
Die Kaffeekränzchendamen und ihre "ungepflegten" Hausangestellten entrüsten sich allerdings über das dreiste Mädchen. Auch die Szene im Klassenzimmer sprüht vor elektrisierendem Spielwitz. Pippi zeigt sich immer wieder hellauf begeistert von der Haushälterin ihrer Großmutter. Sie liebt selbst die Landstreicher, die sie beklauen wollen. Gerechtigkeitssinn und Unerschrockenheit haben bei ihr einen hohen Stellenwert. Sie rebelliert gegen hohle Regeln. Sie diskutiert nicht mit den Polizisten, die sie ins Waisenhaus bringen wollen, sondern packt sie einfach am Gürtel und setzt sie vor die Tür. Mit traumtänzerischer Sicherheit verlässt sie sich auf ihren Körper.
Das Programm "Hier tanze ich! Pippi oder das ulkige Mädchen mit den großen Schuhen" kam besonders bei den kleinen Zuschauern sehr gut an. Jubel und tosender Applaus.