Mit Hilfe dieses Konsumtempels verdreht er der Damenwelt den Kopf, umgarnt sie, der Rest ist Kaufrausch, der ab und zu glücklich – auf jeden Fall aber so süchtig macht, dass der persönliche Bankrott droht. Die kleinen Läden und Verkaufsstände um das schillernde Monstrum herum verlieren ihre Existenz, wer Arbeit sucht, kommt vom Land in die große, leuchtende Stadt. Auch die junge Verkäuferin Denise Baudu verbindet sich mit dem Einkaufsparadies – mehr als es zunächst scheint.
Émile Zola, Journalist und Schriftsteller, gab der Dreyfus-Affäre 1898 durch seine Schrift J’accuse eine entscheidende Wendung und gilt mit Werken wie Nana (1880), Germinal (1885) und Das Geld (1891) als einer der bedeutendsten Vertreter des europäischen Naturalismus. Das Paris in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist Schauplatz von Zolas Das Paradies der Damen (1883). In dieser Zeit des beginnenden Kapitalismus schreibt Zola unter dem Deckmantel eines unterhaltsamen Romans inklusive großer Love-Story eine erstaunlich hellsichtige Analyse. Er zeigt Konsummechanismen, Arbeitsbedingungen im Warenhaus, den Wandel der Stadt durch das Wegbrechen des traditionellen Einzelhandels und legt damit Spuren, die deutlich in unsere Zeit hineinreichen. Die Regisseurin Mareike Mikat schlägt mit dem Blick in die Vergangenheit von Paris den Bogen zur Konsumwelt heute.
Regie: Mareike Mikat,
Bühne: Simone Manthey,
Kostüme: Katharina Müller,
Musik: Moritz Krämer,
Dramaturgie: Katrin Spira
Mit: Christian Czeremnych*, Sandra Gerling, Horst Kotterba, Matti Krause, Abak Safaei-Rad, Christian Schneeweiß, Birgit Unterweger
(*Absolvent der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg)