„Amerikanischer Traum“ und große Depression: Liza, die erfolgreiche Chefredakteurin eines Mode-Magazins, fühlt sich ausgebrannt und versucht in einer psychoanalytischen Sitzung dem Grund für ihre Schwermut auf die Spur zu kommen. Mit dem Schleier, der über einigen unbewussten Aspekten ihres Lebens liegt, öffnet sich auch der Vorhang für das Musical „Lady in the Dark“. Ein Lied aus ihrer Kindheit ertönt („My Ship“), das sich im weiteren Verlauf immer deutlicher herauskristallisiert und schließlich zum Wegweiser für ein Leben in Freiheit wird. Vier Traumstationen – „Glamour Dream“, „Wedding Dream“, „Circus Dream“ und „Childhood Dream“ – fügen sich zum Panorama des Showbusiness und zum Porträt einer Frau, die ebenso im Rampenlicht ihrer Erfolge wie im Schatten schmerzlicher Erinnerungen steht.
Über die Zwischenstation Paris war Kurt Weill 1935 nach New York emigriert, 1943 sollte er die amerikanische Staatsbürgerschaft annehmen. Weill identifizierte sich mit dem amerikanischen Freiheitsversprechen und knüpfte emphatisch an die Tradition des Musicals an: „Lady in the Dark“ wurde 1941 sein erster großer Broadway-Erfolg. Mit der genialen, hintersinnigen Verknüpfung von „Amerikanischem Traum“ und Psychoanalyse brachte das Autoren-Team eine Geschichte auf die Bühne, die am Puls der Zeit war. Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Erkenntnisse Sigmund Freuds intensiv in Amerika rezipiert worden. Nicht zuletzt durch die Einwanderung bedeutender europäischer Psychoanalytiker in den 30er Jahren wurde die Psychoanalyse zu einer wichtigen Institution für die Alltagsbewältigung der amerikanischen Eliten. Auf der Couch wurden die Schattenseiten des „amerikanischen Traums“ sichtbar und Schäden im Selbstbild der Leistungsgesellschaft repariert.
Ein Broadway-Musical, Inbegriff amerikanischen Entertainments, Hybrid aus Hochleistungskunst und Weltflucht, wird bei Weill, Hart und Gershwin zum Medium der Analyse. Das ist ein Aspekt dieses ebenso glamourösen wie witzigen, energiegeladenen wie melancholischen Geniestreichs des Amerikaners Kurt Weill.
LADY IN THE DARK
Buch von Moss Hart
Gesangstexte von Ira Gershwin
Musik von Kurt Weill
Deutschsprachige Fassung von Roman Hinze
Musikalische Leitung: Florian Csizmadia
Regie: Matthias Fontheim
Bühne: Stefan Heyne
Kostüme: Valerie Hirschmann
Choreographie: Richard Weber
Liza Elliott: Pascale Pfeuti
Charley Johnson: Hendrik Richter (a.G.)
Kendall Nesbitt: Gregor Trakis
Randy Curtis: Stefan Walz
Dr. Alexander Brooks: Marcus Mislin
Russel Paxton: Ks. Jürgen Rust
Maggie Grant: Nicole Kersten
Alison: Friederike Bellstedt (a.G.)
Elinor Foster: Nina Tomczak (a.G.)
Ben Butler: Mathias Spaan
Ms. Stevens/Barbara Joyce: Talisa Schmid*
Ms. Bowers: Nadja Blank
u.a.
Chor, Jugendclub und Statisterie des Staatstheaters Mainz
Philharmonisches Staatsorchester Mainz
Weitere Termine: 22.Mai, 3. Juni, 13. Juni, 15. Juni, 19. Juni, 24. Juni, 2. Juli, 5. Juli (zlM)