Paraguay im 17. Jahrhundert. Spanien und Portugal machen über den südamerikanischen Kontinent mit seinen scheinbar endlosen Reichtümern her. Mit der Absicht, die indigene Bevölkerung zu missionieren, reisen auch zahlreiche Vertreter des jesuitischen Ordens in die neue Welt. Im Gegensatz zu den anderen, auf Gewinn und Reichtum ausgerichteten Kolonialmächten streben die Jesuiten die Bildung eines Staates nach sozialen, heute fast kommunis-tisch anmutenden Prinzipien an. Dieses «heilige Experiment» erweist sich als höchst erfolgreich, das Reich der Jesuiten floriert und breitet sich aus. Bald ist es dem spanischen König und der katholischen Kirche ein Dorn im Auge. 1767 stellen aus Europa angereiste Gesandte die südamerikanischen Jesuiten vor ein Ultimatum: Den immer eigenständiger werdenden «Staat im Staate» aufzugeben oder mit ihm gewaltsam unterzugehen.
In seinem Schauspiel «Das heilige Experiment» beleuchtet der österreichische Dramatiker Fritz Hochwälder (1911 – 1986) die letzten Stunden des Jesuitenordens in Paraguay. Vor dem Hintergrund realer Ereignisse entwickelt Hochwälder ein hochdramatisches Kammerspiel, in welchem sich die geistlichen Führer der Jesuiten, die indigene Bevölkerung und die Vertreter der spanischen Krone ein schlussendlich tödlich verlaufendes Machtspiel liefern. Zwischen religiösem Eifer, Gier nach weltlichen Reichtümern und politischen Intrigen verleiht der Autor seinen Protagonisten höchst menschliche Züge. Sie sind gezwungen, sich zwischen ihrem individuellen Gewissen und dem kollektiven Druck zu entscheiden – so vermag die Geschichte trotz der historischen Distanz das heutige Publikum zutiefst zu berühren.
«Das heilige Experiment» wurde 1943 am damaligen Städtebundtheater Biel-Solothurn uraufgeführt. Hochwälder hatte während des dritten Reichs aus seiner Heimat fliehen müssen und im Theaterbetrieb einen Ort für sich gefunden. «Viele erfolgreiche Aufführungen», vermerkt die «Bieler Chronik» zur Uraufführung des Jesuiten-Dramas, in der Tat wurde das Stück später weltweit unter anderem am Wiener Burgtheater oder in französischer Übersetzung in Paris nachgespielt.
Zum 250. Gedenkjahr des paraguayischen Jesuitenstaates und fast 75 Jahre nach seiner Uraufführung kommt «Das heilige Experiment», inszeniert durch TOBS-Schauspieldirektorin Ka-tharina Rupp, wieder auf die Bühnen in Solothurn und Biel. Die beiden Hauptkontrahenten werden von Günter Baumann und Michael Lucke gespielt, Tom Kramer stellt sich als neues Ensemblemitglied dem Publikum von Theater Orchester Biel Solothurn vor
Inszenierung Katharina Rupp
Bühnenbild Cornelia Brunn
Kostüme Tanja Liebermann
Sounddesign Olivier Truan
Dramaturgie Margrit Sengebusch
Alfonso Fernandez, S.J., Provinzial Günter Baumann
Rochus Hundertpfund, S.J., Superior Vilmar Bieri
William Clarke, S.J., Prokurator Tom Kramer
Ladislaus Oros Ernst C. Sigrist
Don Pedro de Miura Michael Lucke
Don Esteban Arago Julian Boine
Don Miguel Villano Jörg Seyer
Lorenzo Querini Marcus Mislin
Andre Cornelis Daniel Hajdu
Carlos Gervazoni, Bischof von Buenos Aires /
Naguacu, Kazike der Guaranì Werner Biermeier
José Bustillos, Gutsbesitzer Hanspeter Bader
Garcia Queseda, Gutsbesitzer /
Acatu, Kaize der Guaranì Lou Elias Bihler
Statisterie von Theater Orchester Biel Solothurn
Dauer: ca. 2 Stunden 15 Minuten (inkl. Pause)
Werkeinführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn.
Vorstellungsdaten
Solothurn, Stadttheater
Sa 02.09.17 19:00 Premiere
Mi 06.09.17 19:30
Fr 15.09.17 19:30
Sa 16.09.17 19:00
Di 17.10.17 19:30
Do 19.10.17 19:30
So 22.10.17 17:00
Fr 03.11.17 19:30
Biel, Stadttheater
Do 21.09.17 19:30 Premiere
Mi 27.09.17 19:30
Fr 29.09.17 19:30
Sa 07.10.17 19:00
So 05.11.17 17:00
Di 07.11.17 19:30