Am Ende des WEF in einem Luxushotel in den Schweizer Bergen scheint die Welt zunächst wieder einmal gerettet. Die Verhandlungen sind abgeschlossen, die Teilnehmer – Banker, Unternehmer, Minister, Professor und Bischof, die NGO-Delegierte, die Geliebte des Bankers und ein Chinese – wollen das Hotel verlassen und abreisen. Ein letztes Glas Champagner soll den Erfolg des Gipfels krönen.
Doch plötzlich ist der Akku leer, das Mobilfunknetz zusammengebrochen und ein Schneesturm schneidet Davos von der Welt ab. Die Figuren, die hier aufeinander treffen, sind weniger Menschen als Marionetten der Rollen, die sie im Leben spielen. Der Banker beutet skrupellos die Zuneigung seiner Geliebten „Mausi“ aus, der Unternehmer gründet immer neue Firmen, der Politiker bietet nur den wirklich Mächtigen die Freundschaft an, der Bischof liefert salbungsvolle Worte und Sinnsprüche zur Herkunft des Bösen, der Chinese ist so undurchschaubar wie Chinesen nun mal sind, und die Delegierte einer Nichtregierungs-Organisation gibt mit ihren kritischen Bemerkungen dem Konzert der Weltenlenker erst den rechten Reiz.
Wer ist der Agilste auf dem Markt, wer pokert am höchsten, wer am profitabelsten? Gegenseitig überbieten sie sich die Eingeschneiten mit Gewissenlosigkeit und geraten immer tiefer in einen Strudel aus Ratschlägen, Rechtfertigungen und Selbstbezichtigungen: Der Banker zockt mit wertlosen Papieren Rentner ab, der Unternehmer hinterzieht Steuern, unter dem Gewand des katholischen Würdenträgers transportiert der Bischof Schwarzgeld nach Liechtenstein, und der Politiker nimmt die Frage nach den Menschenrechten nicht zu ernst.
So bleibt in der tristen Hotellobby erst die Zeit stehen und mit der nun folgenden Apokalypse endet die Herrschaft des Geldes. Diesmal spannt sich kein Rettungsschirm und der Aufprall wird hart. Die Eingeschlossenen sind der Wirklichkeit abhanden gekommen, und so führt für sie kein Weg mehr nach draußen. Nur der Hoteldirektor schickt – wie Noah im Buch Genesis – eine Taube auf den Weg, um den Weltuntergang zu verhindern. Ansteigender Hunger führt zum gemeinschaftlichen Kontrollverlust. Die Geliebte des Bankers wird zum Opfer der Schicksalsgemeinschaft. Doch der Koch schlachtet sie nicht, da er das Weltende kommen sieht. Der Bischof nutzt die vermeintlich letzte Gelegenheit, seine verdrängte Lust auszuleben, doch bei der Vergewaltigung der Geliebten muss ihm der Wirtschaftsprofessor helfen.
Auf dem Höhepunkt der apokalyptischen Vision schickt Widmer die Figuren zurück in ihre Wirklichkeit. Der jüngste Tag ist noch einmal aufgeschoben, auf den Banker wartet der Rolls Royce, auf die Globalisierungskritikerin der Zug, und der Bischof wird am Abend in Passau die Wandlung vollziehen. Im Namen des Schweizer Dramatikers verabschiedet der Hoteldirektor die Gäste: Bis zum nächsten Mal!
Regie: Kirsten Uttendorf
Bühne und Kostüme: Karin Fritz
Dramaturgie: Justus Wenke
Mitwirkende:
Ilja Harjes (Der Banker), Bernhard Glose (Der Unternehmer), Matthias Caspari (Der Minister), Sebastian Gerasch (Der Professor), Frank-Peter Dettmann (Der Bischof), Carolin M. Wirth (Die NGO-Delegierte), Kathrin-Marén Enders (Die Geliebte des Bankers), Maximilian Strestik (Der Chinese), Johann Schibli (Der Hoteldirektor), Wolf-Dieter Kabler ( Der Koch)
Weitere Vorstellungen im Juni/ Juli:
Freitag, 15. Juni, 19.30 h
Dienstag, 19. Juni, 19.30 h
Sonntag, 24. Juni, 18.00 h
Dienstag, 03. Juli, 19.30 h
Sonntag, 08. Juli, 18.00 h