Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Così fan tutte" von Wolfgang Amadeus Mozart - Badisches Staatstheater Karlsruhe"Così fan tutte" von Wolfgang Amadeus Mozart - Badisches Staatstheater..."Così fan tutte" von...

"Così fan tutte" von Wolfgang Amadeus Mozart - Badisches Staatstheater Karlsruhe

Premiere A: 12. Dezember 2009, 19.30 Uhr ││ Opernhaus

Premiere B: 16. Dezember 2009, 19.30 Uhr ││ Opernhaus

 

Die Geschichte von Mozarts – am 26. Januar 1790 im Kaiserlich-königlichen National-Hoftheater, Wien uraufgeführtem – heiteren Drama „Così fan tutte“ lässt sich in wenigen Sätzen erzählen:

 

In Neapel streiten sich die zwei jungen Offiziere Ferrando und Guglielmo mit ihrem väterlichen Freund Don Alfonso über die Treuefähigkeit der Frauen. Beide halten ihre Bräute Dorabella und Fiordiligi für unerschütterlich treu. Der lebenserfahrene und daraus resultierend illusionslose Alte aber ist überzeugt, die Schwachheit der beiden jungen Damen binnen 24 Stunden beweisen zu können. Es kommt über den umstrittenen Gegenstand zu einer Wette. Nach deren – vom „Regisseur“ Alfonso vorgegebenen – Regeln müssen die jungen Offiziere scheinbar in den Krieg ziehen, in Wirklichkeit aber ihre Mädchen in Verkleidung und über Kreuz mit leidenschaftlichen Liebesanträgen bestürmen. Nach vorgetäuschten Selbstmorden aus Liebeskummer, einem aufwendigen Ständchen und höchst intimen Gefühlsbeteuerungen geben die jungen Frauen trotz anfänglichen Widerstandes nach und sinken ihren (falschen) Liebhabern in die Arme.

 

Als die – in einer vorgetäuschten Doppelhochzeit gipfelnde – Intrige schlussendlich aufgedeckt wird, scheint die Katastrophe perfekt. Doch Alfonso versucht, das „Straucheln“ der Bräute mit seinem, der Ratio huldigenden Hinweis „Così fan tutte“ – „So machen sie’s (die Weiber) alle“ zu entschärfen. Die Lehre, die er den zum Schluss nun wieder „richtigen“ Paaren aus seinem höchst gefährlichem Experiment vermitteln will, lautet: Seid vernünftig, liebt euch, verzeiht euch, später könnt ihr über alles lachen.

 

Aber das ist nicht die Lehre, die uns Mozarts Musik erteilt. Eigentlich müsste der Titel der Oper „Così fan tutti“ – „So machen’s alle“ heißen, da der Mangel an „Weibertreue“ noch bei weitem von dem „Mangel an Männermoral“ übertroffen wird. Mozarts Musik tritt auf jeden Fall in Widerspruch zu der geradlinigen Handlung, denn sie macht die vorgegebenen Verstellungen, Täuschungen und Selbsttäuschungen nicht mit, sondern unterläuft sie emotional aufrichtig.

 

So komponiert er beispielsweise die beiden Liebesduette für die „falschen“ Paare mit einer unvergleichlichen Mischung aus Sinnlichkeit und Wehmut, stattet sie mit warmen und wahren Gefühlstönen aus. Im Libretto steht an dieser Stelle das gespielte Gefühl der Männer dem echten, erotisch faszinierten der Frauen gegenüber, aber die Musik weiß es besser. Sie enthüllt uns den Kern des zwischen Dur und Moll, Helligkeit und Dunkelheit, Heiterkeit und Ernst changierendem „Spiels im Spiel“: „Nicht das Einfache, das die jungen Leute vor Beginn des Spiels für das ganz Selbstverständliche hielten, ist die Wahrheit des Lebens, sondern das widersprüchlich Komplexe.“ (Leo Karl Gerhartz)

 

Dramma giocoso in zwei Akten - in italienischer Sprache mit deutschen Übertieln

Text von Lorenzo Da Ponte

 

Musikalische Leitung: Jochem Hochstenbach │ Regie: Achim Thorwald │ Bühne: Christian Floeren | Kostüme: Doris Hersmann│ Choreinstudierung: Ulrich Wagner

 

Mit: Kirstin Blaise / Christina Niessen (Fiordiligi), Sabrina Kögel / Tamara Gura (Dorabella), Armin Kolarczyk / Christian Miedl (Guglielmo), Bernhard Berchtold / Jung-Heyk Cho (Ferrando), Berit Barfred Jensen / Ks. Tiny Peters (Despina), Ulrich Schneider / Luiz Molz / Ks. Konstantin Gorny (Don Alfonso)

 

Badischer Staatsopernchor

Badische Staatskapelle

 

Weitere Vorstellungen: 29.12.2009

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Der Sieg der Muse -- "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach in der Deutschen Oper am Rhein

Wer war E.T. A. Hoffmann? Ein Dichter von Erzählungen und Schauermärchen, ein Komponist, ein Dirigent, ein Karikaturist, aber auch ein Jurist. Und diese vielfältigen Talente spiegeln sich teilweise im…

Von: Dagmar Kurtz

VON DER FILMMUSIK INSPIRIERT -- Neue CD mit drei Werken von Miklos Rozsa bei Capriccio

Drei besonders bedeutende sinfonische Werke von Miklos Rozsa stehen im Zentrum dieser neuen CD mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der inspirierenden Leitung von Gregor Bühl,…

Von: ALEXANDER WALTHER

ALLES ENTSCHWEBT IN LICHTEN HÖHEN -- Konzertante Aufführung von Richard Wagners "Parsifal" mit dem Nationaltheater Mannheim im Forum am Schlosspark LUDWIGSBURG

Gralskönig Amfortas leidet an einer unheilbaren Wunde, die er sich zuzog, als er im Schloss des Zauberers Klingsor den Verführungskünsten Kundrys erlag. Allein ein "reiner Tor, durch Mitleid wissend"…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT TEMPO UND FEUER -- Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle STUTTGART

Bereits zum zweiten Mal hat das Staatsorchester Stuttgart nun schon sein Patenorchester, das Landesjugendorchester Baden-Württemberg, eingeladen. Unter der energischen Leitung des vielversprechenden…

Von: ALEXANDER WALTHER

WUCHT UND GLANZ -- Festkonzert zum 50jährigen Jubiläum der Eröffnung des Brucknerhauses Linz mit den Wiener Philharmonikern unter Zubin Mehta

Seit ihrer Uraufführung im Jahre 1884 ist die siebte Sinfonie in E-Dur von Anton Bruckner bis heute am häufigsten gespielt worden. Die Melodienherrlichkeit strahlte bei der Aufführung mit den Wiener…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑