Hochsensibel für das leise mitschwingende Grauen und stets auf Tuchfühlung mit dem rätselhaft-mehrdeutigen Text Maurice Maeterlincks tritt Claude Debussys Vertonung in einen musikalisch vielschichtigen Dialog mit dem psychologischen Märchendrama des belgischen Symbolisten.
Der 30-jahrige Debussy hatte 1893 die Pariser Uraufführung von Maeterlincks Bühnenstück besucht und war sich nach langem, ergebnislosen Suchen endlich sicher: Dies war der Stoff für seine erste Oper. Maeterlinck, der von sich selbst sagte, er stünde »vor einer Beethoven-Sinfonie wie ein Blinder im Museum«, ließ Debussy freie Hand. Debussy, der stets darunter litt, nur in der genau passenden Stimmung an einem Werk arbeiten zu können, brauchte neun Jahre, ehe das Werk 1902 auch als Oper seine Uraufführung feiern konnte. Debussy war ein Werk gelungen, das in seiner großen Delikatesse der Sprachbehandlung ganz in der Tradition der französischen Oper stand und gleichzeitig durch und durch modern war. Jede seelische Regung aufs Genauste dem Text abhorchend, die Gesangslinien akribisch an der Wortmelodie ausgerichtet und in die feinsten Klangfarben übertragen, die Lücken des Ungesagten mit kunstvoll gesetzten Momenten der Stille beantwortend, war ihm ein Jahrhundertwerk gelungen. Es sollte Debussys einzige vollendete Oper bleiben.
Barrie Kosky blickt in die ahnungsvollen Abgründe der menschlichen Seele und nimmt sich eines der symbolistischen Meisterwerke des Fin de Siècle an. Nadja Mchantaf, die als Cendrillon, Tatjana und Rusalka die Herzen im Sturm eroberte, ist als Mélisande an der Seite von Publikumsliebling Dominik Köninger zu erleben. Koskys Inszenierungsansatz folgt ganz dem Prinzip der Reduktion auf das Wesentliche. Er will seine Figuren dem Blick und dem Ohr des Publikums preisgeben und die Aufmerksamkeit auf den Menschen legen, der – kaum mehr in der Lage, seine hervorbrechende verdrängte Lust und zügellose Brutalität im Griff zu halten – seiner innerlichen Verworrenheit ganz und gar ausgeliefert ist.
Jordan de Souza (Musikalische Leitung),
Barrie Kosky (Inszenierung),
Klaus Grünberg (Bühnenbild, Licht),
Dinah Ehm (Kostüme), Johanna Wall (Dramaturgie),
Jens Larsen (Arkel, König von Allemonde),
Nadine Weissmann (Geneviève, Mutter von Pelléas und Golaud),
Dominik Köninger (Pelléas),
Günter Papendell (Golaud),
Nadja Mchantaf (Mélisande),
Solist des Tölzer Knabenchores (Der kleine Yniold, Golauds Sohn aus erster Ehe),
Hans-Peter Scheidegger (Ein Arzt/Die Stimme des Hirten)
Weitere Vorstellungen:
21. / 28. Okt; 17. Nov; 2. / 14. / 23. Dez 2017
12. Jul 2017
Die ausverkaufte Premiere am 15. Oktober, 18 Uhr, wird über die Homepage des Hauses (https://www.komische-oper-berlin.de/entdecken/premiere-livestream/) live gestreamt. Der Stream der Oper in französischer Sprache läuft mit Untertiteln auf Deutsch und Englisch. In der Vorstellungspause ist ein abwechslungsreiches Programm zu erleben, das spannende Hintergrundinformation zur Produktion liefert, unter anderem mit Regisseur Barrie Kosky und Dirigent Jordan de Souza.
Mit der Übertragung von Pelléas et Mélisande eröffnet Opera Europa, der Verband von Opernhäusern in Europa und darüber hinaus, gleichzeitig www.OperaVision.eu. Das Streamingportal baut auf der erfolgreichen The Opera Platform auf. Die Plattform wurde von Opera Europa mit Geldern von Creative Europe betrieben und konnte mit über 3 Millionen Besucher*innen innerhalb von zweieinhalb Jahren ein treues Publikum gewinnen. Durch die Anschlussfinanzierung von Creative Europe ist der Betrieb von OperaVision bis Dezember 2020 gesichert.
Weitere geplante Streaming-Termine der Komischen Oper Berlin in der Spielzeit 2017/18 sind Jacques Offenbachs Blaubart (Regie: Stefan Herheim) am 17. März 2018 sowie Georg Friedrich Händels Semele (Regie: Laura Scozzi) am 12. Mai 2018.
Weitere Informationen (auf Englisch) zu www.OperaVision.eu unter cdn.komische-oper-berlin.de/download/3870/launch_of_operavision_171012.pdf
Weitere Informationen zu Pelléas et Mélisande unter cdn.komische-oper-berlin.de/download/3651/pm_pelleas_premiere_2017_10_15_neu.pdf und www.komische-oper-berlin.de/presseservice/pressefotos_informationen/produktionen/p/pelleas-et-melisande/.