Eine Frau, die sich einzig der Wahrheit verpflichtet fühlt, scheitert an den Menschen, die sie umgeben. Diese fühlen sich von der Fremden bedroht und distanzieren sich. Aus Angst, selbst ausgeschlossen zu werden, lassen sie Medea zur Außenseiterin werden und stempeln sie zur Schuldigen ab. Jede Figur – Wolf nennt sie „Stimmen“ – hat ihre eigenen, glaubhaften Motive, dies zu tun. Der Gegenwart wird „der Prozeß“ gemacht, das heißt der Macht und den Männern. Der Mythos von der barbarischen Kindermörderin wird zur Geschichte einer aufgeklärten Frau, die zum Sündenbock einer verblendeten Gesellschaft stilisiert wird.
Den Anfang der 90er Jahre entstandenen Text inszeniert die junge Regisseurin Tanja Weidner.