Noch einmal jung sein, noch einmal sich dem Genuss hingeben können! Das ist nun sein grosser Wunsch. Da erscheint der Teufel und verspricht, genau das zu liefern, wenn Faust ihm dafür seine Seele gibt. Der Vertrag wird geschlossen, und Faust stürzt sich in eine leidenschaftliche Beziehung mit Marguerite, deren Unschuld und Naivität ihn ebenso anziehen wir ihre Herkunft aus der für ihn exotischen Unterschicht. Als sie schwanger wird, zieht er es allerdings vor, sie allein zu lassen. Die Verlassene tötet das Kind und wird hingerichtet. Charles Gounod trug sich seit seiner Jugend mit dem Plan, aus Goethes Faust eine Oper zu machen. Allerdings hat der französische Faust nur wenig mit seinem deutschen Namensvetter gemein. Es ist nicht der Wunsch zu «erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält», sondern reiner Hedonismus, der ihn antreibt und noch kaltblütiger als Goethes Held über Leichen zu gehen lässt.
Musikwissenschaftler haben verächtlich die Nase gerümpft über diese «Schändung» des grossen Dichters. Sie haben aber übersehen, dass Gounod gar nicht den Versuch unternommen hat, sich Goethes Werk in seiner ganzen Komplexität anzueignen. Er nimmt die sehr frei behandelte Gretchen-Tragödie als Material für ein präzises Porträt der Gesellschaft seiner Zeit, des Zweiten Kaiserreichs mit seiner skrupellosen Genuss- und Vergnügungssucht. Ein Porträt, das in vielen Zügen unserer Gegenwart verblüffend ähnelt. So betrachtet bietet uns Gounods erfolgreichste Oper erheblich mehr als eine trivial-sentimentale Liebesgeschichte: einen erhellenden und erschreckenden Blick in den Spiegel.
Amanda Majeski ist als Marguerite erstmals am Opernhaus Zürich zu hören. Unser Ensemblemitglied Pavol Breslik gibt sein Rollendebüt als Faust.
In französischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung
Musikalische Leitung Patrick Lange
Inszenierung Jan Philipp Gloger
Bühnenbild Ben Baur
Kostüme Karin Jud
Lichtgestaltung Franck Evin
Choreinstudierung Ernst Raffelsberger
Choreografie Ramses Sigl
Dramaturgie Werner Hintze
Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
Faust Pavol Breslik
Méphistophélès Kyle Ketelsen
Valentin Elliot Madore
Marguerite Amanda Majeski
Siébel Anna Stéphany
Marthe Irène Friedli
Wagner Erik Anstine
Statisterie Statistenverein am Opernhaus Zürich
06 Nov 2013, 19:00
09 Nov 2013, 19:00
14 Nov 2013, 19:00
17 Nov 2013, 19:30
29 Nov 2013, 19:00
01 Dez 2013, 19:30
06 Dez 2013, 19:00
11 Dez 2013, 19:00
zum letzten Mal in dieser Spielzeit