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"Carmen" von Georges Bizet - Theater Münster

PREMIERE 27. Januar 2024, 19.30

Das beliebte Meisterwerk Carmen ist als dritte große Musiktheaterproduktion dieser Spielzeit im Theater Münster nach zehn Jahren in einer Neuinszenierung zu erleben. Als eine der auf der Bühne meistgespielten Opern beinhaltet Carmen eine gewisse Erwartungshaltung: Liebe, Tod, Eifersucht, Erotik, Tanz – alle Zutaten einer durchweg fesselnden Geschichte sind vorhanden. Carmen wurde zum beharrlichsten Mythos in Bezug auf die Frau, die als „Andere“ bezeichnet wird.

Copyright: Martina Pipprich

Die „wilde“ und „unkontrollierbare“ Frau verkörpert die faszinierende Sinnlichkeit und Leidenschaft, eine Sprengkraft für männliche Ordnung, Vernunft und Kontrolle. Sexualität und Tod sind verbunden, Gift, Übellaunigkeit und Bitterkeit kommen ins Spiel und die Frau wird zur Quelle von Ärger und Verdruss. „Eine seltsame und wilde Schönheit, die man nicht vergessen kann“, und die ihren Liebhaber Don José schließlich in die Verzweiflung und zum Mord treibt.

In ihrer Inszenierung setzt sich die Regisseurin Andrea Schwalbach mit dem Thema des Femizides intensiv auseinander, mit dem Versuch, dem Narrativ, dass das Opfer halb selbstverantwortlich für seinen Mord sei, zu entkommen. Carmen bekommt viele Zuschreibungen, doch bleibt sie immer ein wenig verschwommen, ungreifbar. Am Ende bleibt sie dem Blick des Mannes und seiner Gewalt ausgeliefert. Die Inszenierung spielt mit der Erwartungshaltung der Zuschauer*innen und der Figuren selbst und lässt sie das etablierte Narrativ über die femme fatale von außen wahrnehmen. Die Erfindung einer fiktiven Figur, der Conférencier, vom Gast Bariton Laurent Arcaro gespielt, bricht die vierte Wand und zwingt uns und die Figuren der Oper selbst, die Geschichte anders zu betrachten.

Auch wenn die Oper Carmen ihr blutiges Ende voraussehen lässt, ist sie mit dem Gattungstitel opéra comique bezeichnet. Das bedeutete 1875, zur Zeit ihrer Uraufführung in Paris, allerdings nicht viel mehr, als dass das Stück für diejenige Pariser Bühne bestimmt war, auf der üblicherweise „opéras comiques“ aufgeführten wurden, also Opern, in denen zwischen den musikalischen Nummern keine gesungenen Rezitative, sondern gesprochene Dialoge vorgesehen waren. Darüber hinaus ist Carmen auch musikalisch und in der Stoffwahl weder Grand Opéra noch Operette: Auf die Bühne werden authentische Menschen gebracht, keine Kunstfiguren oder Helden, während hinter der tänzerischen Fröhlichkeit ihrer Musik Grausamkeitsdetails stecken.

CARMEN
Oper von Georges Bizet
Dichtung nach einer Novelle des Prosper Mérimée von Henri Meilhac und Ludovic Halévy

Don José, Sergeant    Garrie Davislim
Escamillo, Stierfechter    Johan Hyunbong Choi
Remendado    Benjamin Park
Dancairo    Laurent Arcaro
Zuniga, Leutnant    Kihoon Yoo, StA Oscar Marin-Reyes
Moralès, Sergeant    Laurent Arcaro
Carmen    Wioletta Hebrowska
Micaela, ein Bauernmädchen    Robyn Allegra Parton
Frasquita    Katharina Sahmland
Mercédès    Maria Christina Tsiakourma
Tänzer*in    Milena Junge / Helena Sturm
    
Kinderchor    Theaterkinderchor Gymnasium Paulinum
Opernchor des Theater Münster
Extrachor des Theater Münster
Sinfonieorchester Münster

Musikalische Leitung    Golo Berg
Regie    Andrea Schwalbach
Bühnenbild    Anne Neuser
Video    Sven Stratmann
Kostüme    Bianca Deigner
Choreographie    Rachele Pedrocchi
Choreinstudierung    Anton Tremmel
Einstudierung Kinderchor    Rita Stork-Herbst, Margarete Sandhäger
Dramaturgie    Giulia Fornasier

Weitere Termine:
Sa. 03.02.2024, 19.30 / Mi. 28.02.2024, 19.30 / So. 03.03.2024, 16.00 / Sa. 09.03.2024, 19.30 / Mi. 27.03.2024, 19.30 / Do. 04.04.2024, 19.30 / Do. 11.04.2024, 19.30 / Fr. 19.04.2024, 19.30 Uhr

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