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"Carmen" von Georges Bizet im Nationaltheater Mannheim

Premiere am 5. Dezember, 19.30 Uhr, Opernhaus

 

Im Milieu des Lumpenproletariats betritt mit Carmen 1875 ein neuer Frauentyp die Opernbühne. Von der Kritik hagelt es Verrisse, Theaterdirektor und Verlag möbeln das Stück auf:

 

 

Weltkarriere machte Carmen in einer entstellten Rezitativfassung, an deren Stelle später die nur wenig werkgetreuere von Fritz Oeser trat. Zum ersten Mal wird mit dieser Neuproduktion in Mannheim wirklich Bizets Carmen zu erleben sein.

 

Der spanische Soldat José verfällt der Fabrikarbeiterin Carmen. Er gibt für sie sein bürgerliches Leben und seine Selbstachtung auf und gerät in einen immer tieferen Strudel der Abhängigkeit. Als sie ihn verlässt, bleibt ihm nichts mehr. In rasender Verzweiflung ersticht er sie.

 

Bizets Carmen-Figur eröffnet die Liste erotischer Frauengestalten, an denen seit dieser Zeit männliche Opernhelden verglühen. Viel weniger als Carmens spätere Geschwister Salome und Lulu ist sie selbst dabei aber bloßes Geschöpf aus dem Reich männlicher Fantasien. Bizets Oper ist eine ausgefeilte soziale Milieustudie mit Figuren von hoher psychologischer Glaubwürdigkeit. Carmens offensiver Umgang mit der Anziehung, die sie auf Männer ausübt, ist ihre Waffe im Kampf um das bisschen Lebensglück, das sie dem Leben am unteren Rand der Gesellschaft für sich abzutrotzen versucht.

 

Das Publikum der Pariser Uraufführung zeigte sich düpiert von Bizets realistischem Porträt einer sozialen Schicht, in der roher Lebenshunger herrscht, das Gesetz der Straße regiert, Konflikte und Enttäuschungen nicht anders als durch Gewalt ausgetragen werden. Ein erster geringer Erfolg war seiner Carmen wenige Monate später in Wien beschieden, Bizet freilich erlebte ihn nicht mehr: An einem Herzanfall war er nach den Querelen um diese Oper gestorben.

 

In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

 

Musikalische Leitung: Dan Ettinger –

Regie: Gabriele Rech –

Bühnenbild: Sandra Meurer –

Kostüme: Renée Listerdahl –

Dramaturgie: Roland Quitt –

Chor: Tilman Michael – Kinderchor: Anke-Christine Kober

 

Mit Anne-Theresa Albrecht/Heike Wessels (Mercédès), Monika Bohinec/Edna Prochnik (Carmen), Katharina Göres/Hannah Zitzmann (Frasquita), Marina Ivanova/Iris Kupke (Micaëla); Thomas Berau/Jaco Venter (Escamillo), Martin Busen/Radu Cojocariu (Zuniga), Nikola Diskić/(Moralès), Boris Grappe/Lars Møller (Dancaïro), Uwe Eikötter/Christoph Wittmann (Remendado), István Kovácshazi/Jeffrey Francis (Don José)

 

Mit freundlicher Unterstützung der Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e.V.

 

 

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