„Das Thema des heutigen Abends ist Klassismus, ja nicht Klassizismus“, informiert gleich anfangs eine der vier Figuren. Da ist Svenja, Gutmensch und Bildungsbürgerin schlechthin, die als Künstlerin mit Humor und Humanismus die Welt verbessern will, aber wie viele Kulturschaffende ihren Lebensunterhalt prekär, in diesem Falle als Clown in einem Hospiz verdient (warum sie ‚Clown’ nicht gendert, erklärt sie).
Da ist Püppi, eine altlinke Hospizbewohnerin, die nach dem Tod ihres Mannes einen neuen Betreiber für ihre Arbeiterkneipe sucht. Und Aram mit Migrationshintergrund, der „Dienstleistungsproletarier“, der sich mit allen möglichen Jobs, Uber-Fahrer, Paketbote, Masseur usw., über Wasser hält. Und nicht zuletzt Don, das böse, neoliberale Alter Ego von Svenja, das immer wieder ungewollt aus ihr herausbricht, und sich überheblich von den „Prolls“ abzugrenzen sucht.
Brillant, wie Nora Abdel-Maksoud in rasanten Dialogen aktuellste Diskurse um Identitäten, Ideologien und Ismen aufeinanderprallen lässt und dabei mit Witz und Verve dem Publikum tiefernste Fragen um die Ohren haut: Wie steht es eigentlich wirklich um unsere Weltoffenheit? Welche Rolle spielt Geld, spielt Klasse, spielen soziale Klischees in unserer Gesellschaft? »Café Populaire« wurde 2018 am Neumarkt Theater in Zürich uraufgeführt.
Für das Hamburger SchauSpielHaus schreibt die Autorin eine eigene Fassung.
Nora Abdel-Maksoud hat für ihr Stück »Café Populaire« den mit 5.000 Euro dotierten Hermann-Sudermann-Preis erhalten.
Es spielen: Anja Laïs, Sebastian Kreyer, Eva Maria Nikolaus, Maximilian Scheidt
Regie: Sebastian Kreyer
Bühne: Thomas Dreißigacker
Kostüme: Maria Roers
Licht: Andreas Juchheim
Musik: Andreas Seeligmann
Video- und Sounddesign: Valerij Lisac
Dramaturgie: Ralf Fiedler