Jedes Mal, wenn sich seine Türen öffnen, zeigt sich eine andere Welt, wie auf dem Holo-Deck eines surrealen Raumschiffs. Auf ihrer Reise begegnen die drei einem im ewigen Eis angelnden Weihnachtsmann, dem Elektromusiker Vivaldi, einem Priester mit überdimensioniertem Kruzifix. Und natürlich: Gott. Schließlich landen sie in einem Aussteiger-Camp im mexikanischen Yucatan. Der von den Maya für den 21.12.2012 prophezeite Weltuntergang hat längst begonnen.
Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.
Hinter Albert Einsteins berühmtem Zitat verbirgt sich eine wissenschaftliche Wahrheit: Ohne die Bestäubung der Bienen gerät der ökologische Kreislauf in ein nicht mehr auszubalancierendes Ungleichgewicht. Mit dem in der Folge einsetzenden Pflanzen-Sterben werden auch Tiere, und schließlich der Mensch, vom Erdboden verschwinden. Seit mittlerweile 4 Jahren beobachten Imker und Insektologen weltweit ein mysteriöses Bienensterben. Und damit nicht genug: laut Maya-Kalender beginnt mit dem Jahr 2009 eine Phase des chaotischen Umsturzes. Binnen einer dreijährigen Frist wird die Menschheit ihre schlimmste Krise erleben: Wirtschafts- und Finanzzusammenbrüche, Naturkatastrophen, Kriege und Revolutionen. Schließlich wird die fünfte Dimension erreicht werden – dem Wiederaufbau ab Point Zero steht nichts mehr im Weg.
Mit Bienen stellt sich die freie Theatergruppe O-Team dem Pessimismus unserer Zeit. Unterstützt wird sie dabei von dem russischen Schriftsteller Alexej Schipenko, der den Schauplatz für das letzte Gefecht zwischen kollektiver Todessehnsucht und Lebensbejahung zurück an den Ausgangspunkt der dunklen Prophezeiungen, nach Mexiko verlegt: In den Hochebenen der Mayas betreiben zwei Aussteiger eine Bienenzucht, aus deren Honig sie das halluzinogene Getränk Balché herstellen. Doch wohin verschwinden all die Bienen? Seltsame Träume suchen die beiden heim: Träume vom Weltuntergang, von Roland Emmerich und der Russenmafia. Sind das Botschaften? Oder ist es gar der Bienen-Gott Ah Mucen Cab, der Schöpfer der Welt, der zu ihnen spricht? Und was hat diese junge Frau, die plötzlich auftaucht, damit zu tun?
Der 21. Dezember 2012 bot immer wieder Anlass für wilde Spekulationen, die inhaltlich vom endgültigen Untergang der Welt bis zur Ankunft eines „kosmischen Besuchs” reichen: Im Mythos um diesen Tag vermischen sich Kommerz, Angst und Aberglaube mit esoterischen Hoffnungen und Erlösungs-Fantasien. Die Welt verändert sich so schnell wie nie zuvor. Neue Entwicklungen der Informations-, Nano- oder Biotechnologie geben dem Einzelnen das Gefühl, ohnmächtig von den Ereignissen überrollt zu werden – kein Wunder: In der manischen Beschäftigung mit Weltuntergangsszenarien zeigt sich eine erschreckende Sehnsucht nach umfassenden Lösungsstrategien für unsere komplexen Probleme.
Der längste Zyklus im Maya-Kalender beträgt 26.000 Jahre. Dieser Zyklus endet am 21. Dezember 2012. An diesem Tag wird die Sonne das erste Mal seit tausenden Jahren in einer Linie zum Äquator unserer Milchstraße stehen. Die gesamte Schöpfungsgeschichte der Maya kann man nur durch ein Verständnis dieser Konjunktion verstehen, ebenso die uns bevorstehenden Veränderungen. Nach dem Maya-Kalender leben wir heute in der Endzeit. – John Major Jenkins
Mit Folkert Dücker, Monika Hölzl, Andrej Kritenko und der Stimme von Frank Deesz
Text: Alexej Schipenko
Regie/ Bühne: Samuel Hof
Kostüme/ Bühne: Nina Malotta
Musik: Markus Birkle
Dramaturgie: André Becker und Jonas Zipf
Sound/ Video: Pedro Pinto
Jenaer Premiere: 26. April 2012, 20 Uhr
Die nächsten Vorstellungen: 27., 28. April, 30., 31. Mai 2012
Eine Produktion des Theaterhauses Jena in Zusammenarbeit mit O-Team und dem Theater Rampe Stuttgart.