
Das Album beginnt mit dem Streichquartett Nr. 2 in a-Moll, einem bedeutenden Frühwerk des Meisters. Die späten Streichquartette würden hier hörbar Pate stehen. Jugendliche Expressivität sticht bei dieser Wiedergabe deutlich hervor. Das erste Thema des langsamen Satzes erinnere an ein Lied ohne Worte, ergänzt Florian Schötz, Violinist des Ensembles. Der Hang zur Polyphonie kann sich hier ebenfalls in glücklicher Weise behaupten. Erfrischend gestaltete Sechzehntel-Figuren und lebhafte Motive sorgen für große harmonische Lebendigkeit. Auch die beiden weiteren Solisten Pinchas Adt (Violine) und Christoph Vandory (Viola) fügen sich hier nahtlos in diesen überwältigenden Musizierreigen ein. Die strenge Anlage des Adagio non lento wird in ihrer kantablen Schönheit voll erfasst. Das von der Bratsche intonierte Fugato besitzt ebenfalls starken klangfarblichen Reichtum. Und das abschließende Presto überzeugt mit aufwühlender Tremolo-Begleitung und strengeren Fugati mit reizvollen Tempoänderungen.
Nicht weniger überzeugend gelingt dem Goldmund Quartet das Streichquartett Nr. 6 in f-Moll op. 80, das von tiefer Trauer beherrscht wird. Es entstand in Mendelssohns Todesjahr 1847, kurz nach dem Tod seiner Schwester Fanny. Das furiose erste Thema in Tremolo-Bewegung fesselt aufgrund einer ausdrucksvollen melodischen Struktur, deren Intensität nicht nachlässt. Ein synkopiertes Thema beherrscht dann deutlich das nachfolgende Scherzo mit einem markanten rhythmischen Ostinato-Bass. Ein Höhepunkt ist bei dieser klanglich opulenten Aufnahme der Klagegesang des Adagio in Des-Dur, dessen Motivarbeit aufgrund höchster Leidenschaft und Emphase den Hörer besonders ergreift. Und das f-Moll-Finale mit seinem Furioso reisst das Publikum aufgrund der spieltechnischen Unmittelbarkeit mit. Der klangliche Fluss lässt der Klage freien Lauf.
Im facettenreichen Arrangement von Jacob Encke erklingen auf dieser CD außerdem drei der Lieder ohne Worte. Farbigkeit und emotionale Kraft leuchten hier ebenso hervor wie beim heiteren "Frühlingslied" op. 62 Nr. 6. Der "Trauermarsch" op. 62 Nr. 3 und das "Venetianische Gondellied" op. 19 Nr. 6 beeindrucken mit einer sphärenhaft gestalteten Melodie. Die gefühlvoll-empfindsame Welt des Biedermeier wird wird nicht übertrieben betont. Feine lyrische Gebilde werfen berührende Schatten über ein vielschichtiges Klanggeflecht.