Getrieben von Existenznöten und einer unsäglichen Angst, gejagt von sich an seinem Leid pervers ergötzenden Mitmenschen, hetzt dieser Wozzeck einsam durch die Welt und seinem eigenen Leben hinterher. Bis er die Hatz nicht mehr aushält und seine Liebe und sich selbst auslöscht. Alban Berg sah Georg Büchners Fragment gebliebenes Drama knapp 80 Jahre nach seiner Entstehung - am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Betroffen von der exemplarischen Katastrophe des Mord-„Falles Wozzeck“ schuf er mit seiner Partitur eine Trauermusik für den fallenden Menschen in einer im Zerfall begriffenen Welt.
Mit dem Soldaten Wozzeck zeigt er dem Zuschauer in einer Ästhetik des Albtraumhaften eine getriebene und gefährdete Existenz in ständiger Angst vor dem Scheitern. Wozzeck nimmt seine Außenwelt, die ihn trotz seiner verzweifelten Bemühungen, ihren Erwartungen gerecht zu werden, demütigt und verspottet, als zunehmend monströs wahr. Einzig seine Liebe zu Marie und ihrem gemeinsamen unehelichen Kind sind ihm Zuflucht und Daseinsgrund. Als dieser letzte Halt zerbricht, tötet er Marie in einem Akt verzweifelter Gewalt und löscht dann sein von Armut geprägtes und von Anderen bestimmtes Dasein aus.
Alban Bergs Vertonung von Georg Büchners Dramenfragment zählt zu den komplexesten und zugleich expressivsten Opernpartituren des zwanzigsten Jahrhunderts. Komponiert in den Jahren um den ersten Weltkrieg vereint das Werk die konsequenten Neuerungen der musikalischen Moderne mit der Ausdrucksgeste einer dreihundertjährigen Operntradition.
Ein Werk also für Generalmusikdirektor Kent Nagano, der auch in seiner dritten Münchner Spielzeit das Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Moderne auslotet und nun die musikalische Leitung dieser Neuproduktion innehat.
In der Partie des Wozzeck wird Michael Volle zu erleben sein: Der Bariton wurde 2008 in der Kritikerumfrage der „Opernwelt“ zum Sänger des Jahres gewählt und ist frisch gekürter Gewinner des Merkur-Theaterpreises 2008.
Zuletzt verkörperte er im Nationaltheater mit großem Erfolg bei Publikum und Presse die Rolle des Königs Pentheus in Henzes Bassariden, die Titelrolle in Tschaikowskys Eugen Onegin, Kurwenal in Tristan und Isolde sowie Amfortas in Parsifal.
In der Rolle der Marie stellt sich Michaela Schuster dem Münchner Publikum vor. Als Ortrud in „Lohengrin“ stand sie in 2004 schon einmal auf der Bühne des Nationaltheaters und kehrt nun nach zahlreichen Erfolgen an internationalen Opernhäusern wieder nach München zurück.
Musikalische Leitung Kent Nagano
Inszenierung Andreas Kriegenburg
Bühne Harald B. Thor
Kostüme Andrea Schraad
Licht Stefan Bolliger
Choreographie Zenta Haerter
Chöre Andrés Máspero
Dramaturgie Miron Hakenbeck
Wozzeck Michael Volle
Tambourmajor Jürgen Müller
Andres Kevin Conners
Hauptmann Wolfgang Schmidt
Doktor Clive Bayley
1. Handwerksbursche Christoph Stephinger
2. Handwerksbursche Francesco Petrozzi
Der Narr Kenneth Roberson
Marie Michaela Schuster
Margret Heike Grötzinger
Bayerisches Staatsorchester
Weitere Vorstellungen am 13.11., 16.11., 20.11. um 20.00 Uhr und am 23.11. um 19.00 Uhr.