Angestellt als Kopist kommt Bartleby seiner Arbeit zunächst nach, beginnt dann jedoch damit, Aufträge abzulehnen. Gründe gibt er nicht an – nur, dass er es vorzieht, es lieber nicht zu tun. Von Verwunderung und Mitleid bis zum Zorn wandeln sich die Emotionen des Advokaten bis schließlich zur totalen Verzweiflung, als Bartleby auch nächtens und an den Wochenenden die Räumlichkeiten der Kanzlei lieber nicht mehr verlassen möchte.
„Ich möchte lieber nicht“ lautet Bartlebys Formel des Widerstands, die sich in unserer leistungsverdichteten Welt kaum noch jemand zu sagen traut. Von Selbstbestimmung bis Burn-out, von Entschleunigung bis zum hochtourigen Workaholism reicht die Bandbreite unserer Arbeits- und Lebenserfahrungen. Melvilles ‚Bartleby‘ markiert eine radikale, heute geradezu provozierend oppositionelle Position, deren Konsequenz zunächst imponiert. Aber totale Existenzverneinung? Melvilles große Erzählung skizziert die Möglichkeit von Autarkie, den Unterschied zwischen Autonomie und Arroganz, die Grenzen der Bescheidenheit und die Freiheit des Größenwahns.
Regie: Johanna Lücke;
Regie- und Dramaturgieassistenz: Franziska Bald;
Bühne und Kostüme: Thilo Zürn
Mit: Thomas Birklein, Johannes Lange, Thomas Lichtenstein
Die nächsten Vorstellungen: So 28. und Mo 29. Juni sowie Fr 03. und So 05. Juli